Meine allererste Spiegelreflexkamera vor 32 Jahren (1986) hatte gefühlt immerhin 6 Hauptfunktionen und war damit schon besser als viele anderen Kameras. Heute haben (gerade) Einsteigerkameras hunderte Funktionen und eine völlig unübersichtliche Vielfalt an Einstellungen in den Menüs und Untermenüs.
Frage: Herr Eschbach - wieviel Funktionen brauche ich als Einsteiger und welche muss ich beherrschen? (Foto Kurs Teilnehmerin)
Eine sehr gute Frage, mal überlegen!
Antwort: Eigentlich auch nur 5 - 6 Funktionen. (Paul Eschbach)
In dem Foto Kurs „Grundlagen der Fotografie“ blenden wir auch ganz bewusst die herstellerspezifischen Stolperfallen für den Einsteiger aus, der Foto Kurs ist keine Fortsetzung der Bedienungsanleitung. Die Einsteiger verstehen verständlicherweise gar nicht was da geschrieben steht und verlieren sich komplett in dem Gewirr an Einstellungen und Optionen, Konfigurationen und Customizings. Eine echte Einsteigerkamera hatte bislang auch noch fast kein Teilnehmer dabei – alles viel zu kompliziert und verwirrend.
Die heutige Digitalkamera mit 24+ Megapixel (MP) braucht für den Einsteiger auch nicht mehr Funktionen als vor 30 Jahren
Am Samstag waren 10 Teilnehmer im Foto Kurs und die ganze Bandbreite an Foto Kameras steht auf dem Tisch:
- Canon 5D Mark II
- verschiedene Canon APS-C
- Nikon APS-C
- Olympus OM-D
- mehrere SONY Alpha 6000er
- eine LUMIX Micro 4/3
- eine LUMIX Bridge Kamera
Gemeinsames Kennzeichen – fast alle haben in einer „Grünen Vollautomatik“ fotografiert. Damit ist ab heute Schluss.
Da ist man als Kursleiter dauernd gefragt, an jedem einzelnen Kameramodell die Einstellung für die am meisten zu benutzenden Funktionen irgendwo tief drinnen im Menü zu identifizieren und zu erklären. Und wenn es trotzdem nicht funktioniert, ist wieder irgend eine Sonderfunktion und Einstellung dafür verantwortlich, warum der Autofokus sich z.B. außerhalb der Vollautomatik auch konsequenterweise abschaltet und das nennt der Hersteller auch noch Intelligent. Ach wie sinnvoll!
Liebe Kamerahersteller, Kameras sind auch zum Fotografieren gedacht. Weniger ist da mehr!
Gebt doch eure Konfigurationsmonster (und ich kann eine Hitliste schreiben) doch mal einem Einsteiger in die Hand und beobachtet ihn bei der Bedienung der am meisten benötigten 5 Hauptfunktionen – sehr aufschlussreich und ernüchternd!
Zurück zu den Grundlagen der Fotografie im Grundkurs
Auch heute brauchen wir nicht mehr Funktionen als früher zum Fotografieren, wenn wir mal die Taste zur Anzeige der Digitalbilder außen vor lassen. Eine steile These, aber ich will mich mal darin versuchen:
- eine richtige Belichtung des Fotos hinbekommen.
Dazu benötigt der Anfänger lediglich die Belichtungskorrektur und die Bildanzeige am Monitor und das Verständnis, dass auch die intelligenteste Kamera nicht weiß ob das Pferd weiß oder schwarz ist – das lernen wir im Foto Kurs. - Verständnis der Blende im Objektiv.
Allein das Einstellen der Blende ist bei manchen Kameras eine Qual, aber die fotografischen Möglichkeiten mit der Blende in der Belichtung und vor allem im Spiel mit der Schärfentiefe begeistert die Kurs Teilnehmer immer wieder auf’s Neue – das lernen wir im Foto Kurs. - Verständnis der Belichtungszeit im Verschluss.
Gewöhnungsbedürftige Zahlen, aber das Ergebnis zwischen Scharf und Unscharf versteht jeder Einsteiger umgehend und kann es auch sofort anwenden – das lernen wir im Foto Kurs. - Manuell, Automatik und Programm
Die Anwendung der vier Grundlegenden Belichtungsfunktionen jeder Kamera war bislang bei den Kursteilnehmern weitgehend Terra Inkognita. Wenn der Einsteiger aber diese vierte Funktion verstanden hat, kann er sich das gewünschte Ergebnis viel einfacher generieren als mit all den i-Auto, Grüne Vollautomatik und sonst-was Funktionen zusammen – das lernen wir im Foto Kurs.
Das Geheimnis der Fotografie: Wenn ich eine kurze Verschlußzeit will - dann stelle ich mir eine kurze Verschlußzeit ein. Ebenso mit der Blende und der Filmempfindlichkeit.
Jetzt haben wir erst 4 wichtige Funktionen und sind schon fast am Ende – dann nehme ich als fünfte Funktion doch
- Belichtungsspeicher, um eine Ersatzmessung zu machen
über den Auslöser halb andrücken, und zusätzlich über eine spezielle Taste AEL (AE-Lock), damit der Ausschnitt unabhängig von der Belichtung gewählt werden kann.
Diese Auflistung hinkt, da meine OM 30 keine Programmautomatik hatte und auch nur Zeitautomatik und keine Blendenautomatik, ich hatte die Wahlfreiheit zwischen Zeitautomatik und manueller Einstellung.
Und was braucht der Einsteiger noch dazu?
Jetzt bin ich mit meinem Latein schon so ziemlich am Ende. Ich fotografiere seit 20 Jahren auf Canon EOS 3, 1D und 1Ds und verwende nur ganz selten weitere Funktionen dazu. Auf jeden in Situationen in die der Einsteiger nicht kommt und Funktionen die der Einsteiger am Anfang mit Sicherheit nicht in Erwägung ziehen würde.
Den Foto Kurs Teilnehmern steht zum einen die Verwunderung ins Gesicht geschrieben
... so einfach kann Fotografie sein?... mehr muss ich nicht kennen?... damit kann ich auch so tolle Fotos machen?
Ja.
Ab jetzt können Sie sich um den kreativen Teil der Fotografie kümmern, die Technik haben Sie soweit im Griff und sie sollten es ab Sonntag in deutlich besseren Bildern merken und in viel mehr Spaß an der Fotografie.