Durch 100 Jahre Luftfahrtgeschichte – Flugplatzwanderung in Schleißheim am Tag der Deutschen Einheit

3. Oktober 2012 – das Wiederaufleben der Flugplatzwanderungen in Schleißheim

  • Im Jahr 2012 feierte der Flugplatz Schleißheim das 100-jährige Bestehen seit dem 1. April 1912
  • Im Rahmen des Festprogramms „100 Jahre Flugplatz Schleißheim“ lassen wir zusammen mit den Bayerischen Flugzeug Historiker e.V. die früher sehr beliebten Flugplatzwanderungen/Flugplatzführungen wieder aufleben

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Vorher hat der damalige 1. Vorstand des BFH e.V. – Günther Braun – die beliebten Flugplatzwanderungen mit einer Begeisterung und Akribie durchgeführt und das Wissen um den ältesten Flugplatzes in Bayern mit geholfen zu erhalten. Dann stand Günther nicht mehr zur Verfügung und wir zweifelten, ob im Zeitalter von Internet und den beginnenden neuen Medien das thematische Wandern über einen Flugplatz bei allen Wetterlagen überhaupt noch jemanden interessiert.

Wir probierten es im Rahmen des Festprogrammes „100 Jahre Flugplatz Schleißheim“ einfach aus, ohne große Werbung – einfach so.

Über 20 Besucher an der ersten "wiederaufgelebten" Flugplatzwanderung 
waren das Ergebnis des erneuten Versuches.
Paul Eschbach

Das waren genug Gründe um dies nun dauerhaft durchführen zu wollen und können. Die Wahl fiel damals auf den Tag der Deutschen Einheit als Feiertag und eigentlich mit guter Wettergarantie.

Alle Fotos: Andi Pirchmoser @ Foto Sessner GmbH

 

Seit 7 Jahren führen wir mehrmals im Jahr über den Geburtsort der Fliegerei in Bayern

Nun sind es schon 7 Jahre und es kommt uns so vor, als ob wir das schon immer so machen. Solange die Besucher genauso interessiert zu uns kommen wie in diesen 7 Jahren wird sich daran auch nichts ändern.

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Jetzt sind es 8 verschiedene Routen über diesen einzigartigen Flugplatz. Anders als noch Günther Braun, kann ich nicht jedes einzelne Datum rezitieren, wann dies und wann der. Egal. Wir bemühen uns jetzt vielmehr um die Vermittlung der Zusammenhänge und die Einordnung in die Geschichte in Bayern, in Deutschland, in Europa in diesen letzten 100 Jahren. Das Datum kann man in meinen Wanderführern nachlesen, die Zusammenhänge und das Warum, das bleibt hängen und schafft beim einen oder anderen auch das Interesse an der Heimatgeschichte.

 

Seit 2 Jahren im Programm des Deutschen Museums mit der Flugwerft Schleißheim

Das war ein großer Durchbruch. Seit 2017 sind die Flugplatzwanderungen im Monats- und Jahresprogramm des Deutschen Museums integriert. In der Flugwerft Schleißheim hängen dazu auch zwei Plakate mit allen Terminen der Wanderungen aus. Damit ist auch das eingangs erwähnte Internet wieder in den Themenkreis integriert und verschafft uns viele Besucher, die wir sonst nicht erreichen würden.

Vielen Dank an Gerhard Filchner, 
Leiter der Flugwerft Schleißheim im Deutschen Museum.

Die Besucheranzahl erreicht mit dieser Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museum ganz andere Größenordnungen. Die bislang größte Flugplatzwanderung hatte 85 Teilnehmer – das ist eine große und lange Gruppe und als Moderator braucht man viel Kraft – diese Menge an Besuchern über 2 Stunden mit der eigenen Stimme immer zu erreichen.

 

Flugplatzwanderung mit Paul Eschbach bedeutet viel Geschichte und Geschichten der Bauwerke und Bodenspuren

Geschichte lässt sich immer am anschaulichsten präsentieren, wenn es etwas zum Angreifen oder zum Ansehen gibt, ganz im Verständnis von Oskar von Miller. Die vielen Nutzer des Flugplatzes haben die technischen Einrichtungen immer wieder erweitert, angepasst, umgebaut und ausgebaut. Nur abgerissen und entfernt haben sie nur weniges – zu unserem heutigen Glück. Auf dem Flugplatzgelände können wir die technische Infrastruktur eines der zur damaligen Zeit modernsten Flugplätze in Bayern, ja in Deutschland aufzeigen.

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Eine Bodenwelle hier, ein Fundamentrest dort. Und schon können wir zusammen mit dem rekonstruierten CAD Plan des Flugplatzes die Entwicklungsgeschichte der Luftfahrt an diesem Flugplatz anschaulich illustrieren. Mit etwas Phantasie erwecken die Bodenmerkmale das Leben an dem Flugplatz wie vor vielen Jahrzehnten wieder zum Leben. Dann ist in der eigenen Phantasie der Besucher wieder Betrieb, Flugzeuge Starten und Landen.

Dazu brauchen wir keine exakten Geschichtsdaten, die Phantasie braucht den Raum für das Kino im Kopf.

 

Auf den Rollwegen der Amerikaner spazieren gehen

Kaum ein Radfahrer, der auf der Münchener Allee nach Hochmutting fährt nimmt die Bodenwellen, die Senken oder die Reste der Flugzeug-Rollwege aktiv war.

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Dafür gibt es ja auch die Flugplatzwanderung. Vieles ist hier noch erhalten geblieben, den Rest erklären wir mit Worten und Gesten.

 

Für die Kinder habe ich eine ganz wichtige Aufgabe mitgebracht

Bei den vielen Besuchern sind auch erfreulicherweise viele Kinder mit dabei. Dieses mal habe ich mir etwas ganz spezielles für die Kleinen einfallen lassen. Sie bekommen eine eigene wichtige Aufgabe in der Flugplatzarchäologie in Schleißheim zugewiesen und dürfen das selbständig umsetzen.

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Wir schauen uns die Flugzeug Abstellplätze der Amerikaner ganz genau an und entdecken in der weiten Landschaft ein eigentlich eindeutig sichtbares Bodenmerkmal – ja wenn man es so genau erklärt bekommt, dann sehen es plötzlich alle Teilnehmer.

Das kann ja jeder behaupten, dass da Flugzeuge abgestellt waren!

Dann messen wir es doch einfach einmal nach. Nicht wir, sondern das dürfen die Kinder machen und bekommen dazu ein 20-Meter-Maßband. Der Messtrupp vermisst die Abmessung der rechteckigen Abstellfläche.

Es passt mit den Flugzeugabmessungen perfekt überein.
Paul Eschbach

So passiert Luftfahrt Archäologie.

Sehen - Recherchieren - Überprüfen.

Das hat der Messtrupp ganz hervorragend gemacht.

 

Was haben diese Bäume so auf sich, wollte ein Teilnehmer schon immer mal wissen

Wenn wir schon da sind, erklären wir dies auch sehr gerne. Auf dem Flugplatz in unmittelbarer Nähe zum Schloss Schleißheim ist nicht alles Luftfahrt was wir hier sehen. So können wir auch die eigenwilligen Alleebäume erklären.

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Aha! Mit der notwendigen Erklärung und einem CAD Lageplan erschließen sich die Bäume den Teilnehmern und schon wird die Geschichte wieder um eine Verbindung klarer. So kann Geschichte auch Spaß machen.

 

Auf dem Rückweg stoßen wir (bewusst) auf ein spannendes Bodenmerkmal

Die schönste Überraschung müssen wir uns bis zum Schluss aufheben, auch wenn wir die Lage der Bodenfunde nicht nach didaktischen Gesichtspunkten anordnen können. Ja was mag denn dieses Metallteil sein, was hat es auf sich?

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Auch hier wieder eine Überraschung für die Teilnehmer.

Warum ist das hier noch im Boden?Welche Funktion hat das Bauteil jemals gehabt?

Ich kann nicht alles beantworten, es sind vom Flugplatz bis 1945 nur wenige Unterlagen vorhanden, Aber eins können wir sagen:

Dieser Bodenfund ist genau hier, 
weil ihn niemand so arg gestört hatte,
um sich die Mühe zu machen, ihn weg zu räumen.
Paul Eschbach

Das ist doch schön für uns heute und die ca. 50 Teilnehmer der Flugplatzwanderung am Tag der Deutschen Einheit. Auch heute haben wir wieder herrliches Wetter – wie an allen 3. Oktober in den letzten 7 Jahren.

Vielen Dank an die vielen Teilnehmer – Sie bestätigen unsere Überlegungen zum Rahmenkonzept der Flugplatzwanderungen. gerade in Zeiten von Internet und neue Medien scheint das authentische, das selber erleben auch wieder Zuspruch zu finden und das freut uns sehr.