In der Nacht vom 5. Januar auf den 6. Januar heißt es vorsichtig sein im Bayerischen Wald und ganz besonders im Waldkirchener Land – zwischen Hauzenberg und Freyung.
Die Nacht auf Hl. Dreikönig ist die letzte Rauhnacht und damit ganz besonders umtriebig. In Waldkirchen bereiten sich die Manna und die Madln auf dem Marktplatz besonders vor. Mit viel Lärm werden die bösen Geister in der Rauhnacht vertrieben. Unterstützt werden die Manna und die Madln von Glöcklern, Hexen, Böllerschützen und Geißelschnalzern. Alles was Lärm macht ist herzlich willkommen.
Spektakel und Brauchtum am winterlich verschneiten Marktplatz in Waldkirchen
Teuflisches Feuerschein erhellt den Marktplatz und zeichnet die tanzenden Hexen, Druiden und Wolferer als Schattenrisse in die winterliche Ruhe des Waldkirchener Marktplatzes. Wo gerade noch die Stille und Beschaulichkeit eines Wintertages Ruhe und Stimmung im Stadtzentrum verbreitet …
… zerreißt ein lauter Peitschenknall die Stille. Und nochmal ... … und schon wieder ... … hört das denn gar nicht mehr auf ...
Es wird noch gar arger werden – die Wolferer machen sich bereit. Ein infernales Geräusch bewegt sich auf den Marktplatz zu.
Was wird das wohl nur sein ...
Gar seltsame Wesen huschen zwischen den Lichterfetzen über den Platz …
Die Wolferer – begleitet von den Hexn ziehen über das Geviert und … Das Böse wird an diesem Tag aus dem Gau vertrieben und muss bis zum nächsten Winter das Land und die Leute in Ruhe lassen. Teuflisch rotes Feuer macht die dunkle Nacht zum Tag und bringt das Leuchten in die Augen der Zuschauer.
Wer sich bei diesem Spektakel nicht fürchtet, hat selbst was ausgefress'n und wird von den Wolferern und den Hexn mit vertrieb'n.
Schnell, schnell – die Hexe kommt mit dem Reisigbesen und wischt alles Böses fort. Hoffentlich sieht sie mich nicht …
Die zwölf Raunächte im Jahreskreis – „die wilde Jagd“
In vielen Teilen Europas hat sich der Glaube aus der heidnischen Zeit in Aberglaube und Brauchtum bis heute erhalten. Dabei geht der Glaube immer eng mit der Anwesenheit des Teufels und des Bösen einher. Die Raunächte sind ganz spezielle Nächte um den Jahreswechsel. Besonders illuster hat sich das Brauchtum der Perchtenläufe im Alpenraum erhalten. Auch im abgeschiedenen Bayerischen Wald hat sich das Brauchtum des Wolfauslassen zur Jahreswende bis heute erhalten.
Die 12 Raunächte sind die Nächte zwischen Weihnachtstag (25. Dezember) bis zum Fest der Erscheinung des Herrn (6. Januar). Der 6. Januar ist in Bayern als Hl. Dreikönigtag bekannt. Nach dem überlieferten Volksglauben beenden die stürmischen Mächte der Mittwinterzeit in der Nacht auf den 6. Januar ihr teuflisches Spiel. „Die Wilde Jagd“ begibt sich zur Ruhe und die Menschen können sich wieder um ihr karges Leben kümmern.
Die Wilde Jagd und andere Geister am Firmament
Die Wilde Jagd am Himmel beginnt zu Sylvester, das Geisterreich steht offen und die Seelen der Verstorbenen sowie die Geister haben Ausgang. Zauberkundige Menschen verbünden sich mit dem Teufel und treiben das Unwesen.
Die Teufel und Ungeister lassen sich nur mit viel Lärm, Spektakel vertreiben – die Sylvesterböller hat sich bis heute im Brauchtum erhalten.
Raunacht – die Nacht zum Wahrsagen und sprechende Tiere
Nach alter Überlieferung sind die Raunächte besonders gut für das Befragen von Orakeln und zum Wahrsagen der Zukunft geeignet.
Für die Bauern besonders wichtig – die Tiere im Stall sollen um Mitternacht der Raunächte die menschliche Sprache sprechen und über die Zukunft erzählen. Der Bauer möchte so erfahren – ob er gut zu den Tieren war und die gut behandelt habe.
Alles ist nochmal gut gegangen – die Wilde Jagd geht vorbei und es kehrt wieder Ruhe ein über dem kleinen Städtchen im Bayerischen Wald. Aber das Böse bereitet sich im Zweigespann mit dem Teufel schon wieder vor. Nicht lange mehr und es kommt wieder nach Waldkirchen um die Wilde Jagd wieder zu beginnen.
Die Wolferer aus Waldkirchen und Umgebung stehen auch nächstes Jahr bereit und werden mit viel Spektakel, Lärm und Getöse dem Bösen und dem Teufel den Weg zurück in die kalte finstere Nacht zeigen. Die Waldkirchener können dann wieder ruhig zu Bett gehen - die Wolferer aus Waldkirchen beschützen zusammen mit den vielen anderen Perchten im ganzen Bayernland das Land und die Leut vor dem Bösen des Teufels.Jahr für Jahr - Raunacht für Raunacht.
Nach Waldkirchen im Bayerischen Wald
In eigener Sache …
Hihi – irgendwo kommt immer ein Fotograf daher und hat nichts besseres zu tun, als einen Fotografen im Kreise von so vielen jungen hübschen Mädels zu fotografieren.
Foto: Hubert @ BAYERWALDTEAM