Das Wochenende war sehr regnerisch, trotzdem haben wieder über dreißig Teilnehmer den Weg zur naturkundlichen Flugplatzwanderung gefunden.
Von der blauflügligen Ödlandschrecke bis zur barocken Renn-Allee und den Amerikanern in Schleißheim
Das Gelände des Flugplatzes Schleißheim ist voll mit Geschichte und mit Geschichten, von Exponaten und Bodenspuren. In der naturkundlichen Flugplatzwanderung gehen wir dem spannenden Wechselspiel zwischen der Flugplatzgeschichte und der damit zusammenhängenden Nutzung und der Entwicklung der Landschaft und der Natur auf den Grund.
B.U.N.D. Naturschutz und lokale Agenda21 – NATUR verstärken das Team und bringen Fachkenntnisse mit ein
Natur, Flora und Fauna sind stark vernetzte Wissensgebiete. Die Kalkmagerrasengebiete zählen zu den Artenreichsten Biotope überhaupt. Auf der Garchinger Heide wurden 250 Pflanzenarten bestimmt- Hinzu kommen die Insekten, Schmetterlinge, Libellen, Käfer, Würmer, Vögel, Nager, …
Kaum jemand kann das alles alleine wissen und dann auch noch spannend vor Publikum wieder geben.
Die einzelnen Arten in Flora und Fauna zu bestimmen ist nicht meine Stärke. Dazu bringen wir die Experten Arnold Tallavania (lokale Agenda21 Oberschleißheim und Herrn Patsch (B.U.N.D. Naturschutz Schleißheim) mit. Paul Eschbach
Schotterebene, Kalkmagerrasen und Heideflächen auf dem Flugplatz Schleißheim
Die Heideflächen im Norden von München wurden über 100 Jahre als militärische Übungsgebiete genutzt und dadurch dem Zugriff der sich enorm erweiternden Landeshauptstadt entzogen – zum Glück. Auf den nördlichen Ausläufern der Münchener Schotterebene gelegen, bietet die Region doch so viel mehr als nur Kies und Schotter.
Geschützte und schützenswerte Lebensräume mit großer Abwechslung und den Lebensraum vieler geschützter und bedrohter Arten in Bayern
Im Norden von München liegen die unterschiedlichsten Naturräume eng beieinander und bedingen sich doch in der Entstehung gegenseitig:
- Isarauen mit dem größten Gebirgsfluss in Bayern
- Schotterebene als Kies und Schotterablage aus der letzten Eiszeit
- Heideflächen mit den typischen Kalkmagerrasen
- Auwälder der Amper und Isar im Übergangsbereich von Schotterebene zum tertiären Hügelland
- Lohwälder und Kiefernwälder im Übergangsbereich der Heideflächen
Biotope leben im Verbund mit anderen nahen Biotopen und schaffen biologische Nischen
Die Heidefläche auf dem Flugplatz wurde Jahrzehnte durch die militärische Nutzung des Geländes von einer Überbauung und einer intensiven Landwirtschaft geschützt. Auch jetzt ist die Nutzung deutlich reduziert und so bilden sich Biotope für Pflanzen und Tiere aus. Die Pionierpflanzen schaffen die Lebensräume, dort wo vorher vor Beton war.
Im Biotopverbund mit
- der Fröttmanninger Heide
- der Panzerwiese
- dem Mallertshofer Holz
- den Isarauen
- dem Dachauer Moos
- dem Schwarzhölzl
- und vielen anderen Biotopen
werden Inseln in der Industrielandschaft geschaffen, in denen sich gefährdete Arten zum Teil einzigartig in Bayern hier noch erhalten können. Die naturkundliche Flugplatzwanderung möchte das Verständnis für diese Belange der Natur und den Zusammenhängen öffnen. Arten- und Naturschutz beginnt nicht erst beim Bengalischen Tiger, sondern auch und gerade in solchen Pionierstandorten in Bayern.
Mit offenem Auge durch die Natur zu gehen eröffnet uns einen faszinierenden Kosmos vor unserer Haustüre.
Biologie ist eine netzte Welt die wir noch kaum verstehen
Zum Überleben haben wir nur die Möglichkeit des Schutzes und des Bewahrens der Naturräume.
- Die Pionierpflanzen ringen dem Steinboden und dem Beton die ersten Ritzen, Spalte und den ersten Humus ab.
- Die Pionierpflanzen können nur in Gesellschaft mit anderen Pionierpflanzen wachsen und überleben.
- Die Ödlandschrecke benötigt eine offene Landschaft, nur auf dieser kann sich die flugfähige Schrecke fortbewegen.
- Die Kleinlebewesen sind die Nahrung für die Vögel, wie die Feldlärche.
- Die Lärche ist die Nahrung des Habichts oder Mäusebussard.
So finden wir mit diesen ersten Erläuterungen auf den früheren Flugplatzflächen auch gleich eine Ödlandschrecke. Bestens getarnt mit einem grauen Farbenkleid duckt sich die Ödlandschrecke zwischen Steine und nutzt die natürliche Tarnung aus und gibt uns die Gelegenheit, über dieses prächtige Tier zu referieren.
Fliegt die Ödlandschrecke doch weg, offenbart sie uns ihre hellblauen Hinterflügel – daher auch der Name – blauflüglige Ödlandschrecke. Eines der schönsten Schrecken in Bayern.
Natur- und Artenschutz beginnt schon mit einem positiven Verständnis für die Zusammenhänge und den vielen kleinen Details in der Natur.