Winterbeginn im Dachauer Moos

Im Jahreskreis gibt es in der Fotografie einige wichtige Ereignisse in der Landschaft, in der Natur oder in der Kultur der Region. Eines dieser Ereignisse, die es meist nur einmal im Jahreskreis gibt ist …

... der erste Schnee in der Landschaft.

Das ist klar, die einzige Schwierigkeit besteht darin, dass dieses Ereignis nicht im Kalender steht und es auch keine zuverlässige App dafür gab. Als Fotograf muss man das Glück haben, genau zu diesem  Zeitpunkt am richtigen Ort in der Landschaft zu sein, mit der richtigen Ausrüstung und genügend Zeit und Muße, sich diesem fotografischen Thema zu widmen. Dieses Jahr hat alles sehr gut gepasst.

Schauen wir uns das Dachauer Moos beim ersten Schnee des Jahres doch einmal an.

Ein paar Schneeflocken im Bild vor dem dunkler – ja fast schwarzen Moorwasser – und schon entsteht ein impressionistisches Foto aus dem Dachauer Moos – Dank der Unschärfe auf den Schneeflocken.

 

Aus einer Schneeflocke wird ein ganzer Schneefall

Jetzt muss ich nur noch die richtigen Motive im Dachauer Moos finden. Der dunkle Wald als Hintergrund und ein Jägerstand als Fotomotiv dazu macht ein passendes Fotomotiv des ersten Schneefalls im Dachauer Moos in diesem Winter. Der Herbst ist nun vorbei – der Winter steht vor der Tür.

 

Ein Bild eines Dachauer Malers im Moor

Die fallende Schneeflocken machen aus der Landschaftsaufnahme ein Gemälde eines Dachauer Malers. Die Strukturen und die Bildschärfe wird aufgelöst und es bleiben nur noch die Farbflächen und deren Kontraste in Farbe und Helligkeit übrig. Fast so, als stände hier ein Maler aus der Dachauer Malerkolonie an seiner Leinwand im Dachauer Moos und setzt eines der beliebten Fotomotive um.

Hier ist es ein ganz normales Digitalfoto, nur mit der üblichen Nachbearbeitung in Helligkeit und Kontrast. Die fallenden Schneeflocken geben dem Foto eine ganz andere Anmutung – eben der eines gemalten Bildes. Herrlich, was man als Fotograf alles erleben kann, wenn nur hinaus geht in die Landschaft und sich traut, etwas Anderes, etwas Neues auszuprobieren.

 

Schneeflocken sind die beste bildliche Umsetzung des Winters

Winter zu fotografieren ist nicht einfach.

  • Wie stellt man sichtbar die Kälte dar?
  • Wie stellt man sichtbar das „nicht-leben“ in der Natur und Landschaft dar?
  • Wie stellt man sichtbar den Kampf ums tägliche überleben dar?

Eine Winterlandschaft mit vier Schnee ist im Winter, für den Betrachter passiert aber sehr wenig im Bild und das Auge hat meist nur weiße Farbflächen ohne viel Kontraste zu sehen.

Viel spannender im Foto sind Schneeflocken als Sinnbild für den Winter. Nur die Fotografie von Schneeflocken ist um vieles schwieriger.

  • Zur richtigen Zeit
  • mit der richtigen Ausrüstung
  • am richtigen Ort zu sein.

Und schon hat der Fotograf die Chance auf ein gutes Foto. Ein unscheinbarer Grasrain am Rande eines Moorweihers wurde zu meinem Motiv, in Verbindung mit ganz wenig Schärfentiefe erlaubt das Foto es dem Betrachter, in dem Motivraum mit dem Auge spazieren zu gehen. Die Schneeflocken zeichnen sich ganz eindeutig ab, durch den dunkleren Hintergrund und die geringe Schärfentiefe im Foto.

 

Der Wintereinbruch löst die Weite der Mooslandschaft urplötzlich auf

Die weite Mooslandschaft bietet herrliche Weitsichten über die abgeernteten Felder und die kahlen Wiesen hinweg. Der Blick wird erst durch die fernen Hügelkette gebremst. Mit dem Schneefall verändert sich die Landschaft. Die Farben werden gedämpft und alles was weiter als 100 m entfernt ist, ist nur noch schemenhaft als Teil der Landschaft zu erkennen. Eine Stimmung wie für die Maler des 18. Jahrhinderts in der Künstlerkolonie gemacht.

Die Landschaft besteht nur noch aus der unmittelbaren Umgebung. Dahinter ist einfach nichts mehr.

 

Die Konzentration auf die Nahbereiche in Natur und Landschaft

Wenn die Ferne keine Motive mehr zulässt fällt die thematische Konzentration auf den Nahbereich umso leichter. Zu dem Bild vom Dachauer Moos gehören auch immer Schilfgürtel, am unmittelbaren Übergang von ganzjährig nass in ganzjährig feucht.

So herrlich sind die Schilfkolben nur selten im Jahreskreis optisch frei gestellt.

Ebenso wie die vielen Birken im Moos und vor allem an den Rändern zu den landwirtschaftlich genutzten Wiesen und Äckern. Die Birken zeigen an, dass es für das Moos hier schon zu trocken ist.

Auf diesem Bild sieht man vor lauter Schneeflocken, den eigentlichen Winter kaum noch. Welch wunderbare Szenerie.

 

Schärfe und Unschärfe im Bild

Bei einem guten Bild soll das Auge in der Auflösung der Bildrätsel beschäftigt sein. Dazu hat der Fotograf viele Techniken zur Verfügung – während dem Fotografieren und in der Bildbearbeitung. Am beeindruckendsten ist es für mich immer, wenn dies alleine durch fotografische Stilmittel umgesetzt werden kann. In diesem Bild alleine durch Schärfe und Unschärfe von nahen und von fernen Objekten.

Spiegelung in der erstarrten Wasseroberfläche im Moosgraben

Der Schneefall bringt eine dichte Wolkendecke mit sich. Das Licht ist gleichmäßig und vollkommen weich. Der Himmel erscheint in der Spiegelung auf der Wasseroberfläche als einheitliche Farbfläche ohne Helligkeitskontraste. So kommen die unzähligen Wassertropfen auf der erstarrten Wasseroberfläche ganz herrlich zur Geltung.

 

Herbstfarben unter dem Schnee- und Eispanzer

Nur am Übergang von Herbst zum Winter leuchten unter der Schneeoberfläche noch die herrlichen Farben des herbstes hervor. Ein kleines und unauffälliges Fotomotiv, das eigentlich überall sein könnte. Aber vielleicht nur hier im dunklen – ja fast schwarzen – Moorwasser kommt der Schnee und die Schneeflocken in der ganzen Schönheit zur Geltung.

Solch kleine Fotomotive sind nicht minder wichtig. Eine Landschaft kann erst durch diese fast zufällig aufgenommenen Fotomotive hinreichend charakterisiert werden. Als Fotograf sind diese Motive der Lohn der andauernden Fotoexkursion in einen Motivraum und bleiben dem Fotografen verborgen, der nach den großartigen und plakativen Motiven Ausschau hält.