An der Mittleren Isar ist ein international bedeutender Rastplatz für Vögel, bei ihren Vogelwanderungen quer durch Europa und bis nach Afrika. Das will ich mir doch einmal an diesem Sommertag ansehen. Vor einigen Tagen traf ich den Vogelfotografen Lars und er lud mich ein, gemeinsam an den Echinger Stausee zu fahren und gemeinsam uns die herrliche Vogelwelt anzusehen. Aus dem „Gemeinsam“ wurde nichts – so bin ich alleine auf Entdeckung zwischen Moosburg und Landshut gegangen.
Es hat sich mehr als rentiert. Lieber Lars, ein ganz herrliches Dankeschön für diesen Tipp!
Der Echinger Stausee (bei Landshut) wurde die Tage zuvor vom Wasserstand abgelassen und jetzt ist die Stauseefläche eine überdimensionale Schlick, Schild- und Riedfläche. Entsprechend große Watflächen sind verfügbar und gerade die Wasser- und Watvögel tummeln sich heute zu Tausenden hier im Isarwasser an diesem heißen Sonnen-Sommer-Tag.
Hier startet gerade eine Gruppe an Graugänsen vom Stausee aus in die Lüfte. Jetzt ist eine Graugans gerade bei uns im Dachauer Moos keine Besonderheit. Im weiteren Tagesverlauf werden noch weitere Vogelarten zu sehen sein, die auch hier in Eching die zahlreichen Ornithologen ins Verzücken bringen. Das ist auch für mich als Nichtfachmann ganz wunderbar, ich muss nur den Gesprächen der anderen FotografInnen und VogelbestimmerInnen lauschen – und ich bin voll im Bilde.
Den Graureiher auf dem Titelbild kenne ich von vielen Begegnungen aus dem Dachauer Moos und dem Haspelmoor.
Echinger Stausee in der Kartenanwendung
Der Echinger Stausee liegt zwischen Moosburg und Landshut, unmittelbar an der Isar gelegen und ist in das Uppenborn-Kraftwerkssystem der Stadtwerke München eingebunden.
Mit den Uppenborn Kraftwerken an der Isar, sollte das Isargefälle zwischen 415 Meter (ü.N.N.) bei Moorburg und 395 Meter (ü.N.N.) kurz vor Landshut energetisch zur Stromerzeugung ab dem Jahr 1907 genutzt werden. Unmittelbar an die Isar angrenzend wurden dazu Kanäle und zwei große Speicherbecken als Ausgleichsbecken errichtet. Später mündete der 1925 errichtete Mittlere Isar Kanal, mit welchem die BAYERNWERK AG die Wasserkraft der Isar ab dem Ismaninger Speichersee zur Elektrizitätserzeugung nutzte.
Vogelbeobachtungsturm steht auf der Dammkrone
Ein ganz herrlicher Vogelbeobachtungsturm steht oben auf der Dammkrone und gewährt den Einblick in das Reich der Wasservögel auf diesem Stausee. Es ist schon eine positive Ausnahme, dass der Beobachtungsturm auch seiner Bestimmung nach (Vogel-Beobachtung) an einer richtigen Stelle steht. Vor uns breitet sich der Stausee vom Einlaufbauwerk aus nach Osten aus. Die Sonne steht im Rücken und macht sowohl die Beobachtung, als auch das Fotografieren zu einer wahren Freude.
Ein Bild von dieser wunderbaren Landschaft, zwischen Wasser und dem Schlick, ist die erhöhte Position auf dem Beobachtungsturm ganz herrlich. Inmitten dieses sommerlich grünen Algenteppichs ist ein Baumstamm übrig geblieben. Auf diesem steht ganz grazil ein Graureiher. Drumherum schwimmen verschiedene Enten, Stockenten, Blesshühner und Höckerschwäne im warmen Isarwasser.
Dies ist eine Szenerie, die nicht unbedingt mit Niederbayern in Verbindung gebracht wird. Da denkt man schon unwillkürlich an Afrika und dem Okavango-Delta tausende Kilometer entfernt – auch wenn ich dort noch nie gewesen bin.
Ein Silberreiher zelebriert seine Landung im seichten Wasser
Schauen und Beobachten ist die wichtigste Tugend an solch einem Tag, bei so viel Betrieb auf dem Echinger Stausee. An allen Ecken ist etwas los, da starten gerade einige Vögel in die Luft. Woanders landen die Wasservögel von ihrer Rundreise. Dort picken die Watvögel ihre beliebte Nahrung aus dem nassen Schlick in diesen wenigen Tagen der Stausee-Absenkung. Sie können sich kaum satt essen, so vielfältig ist das Nahrungsangebot.
Ganz weit draußen, schon fast außerhalb der Reichweite meines Objektives, setzt ein Silberreiher zur Landung auf dem seichten Wasser an. Das geht eigentlich ganz einfach – aber dieser Silberreiher hat wohl Spaß daran, diese Landung auch zu zelebrieren und sich selbst über das Spiel des Windes in seinem weißen Federkleid zu erfreuen. Das ruhige Wasser gibt mir auch noch eine schöne Spiegelung mit dazu.
Für die heimischen Wasservögel ist das heute auch ein Eldorado
Der Echinger Stausee ist offensichtlich auch bei den hier heimischen Wasservögeln, die hier auch überwintern sehr beliebt. In dem frischen Schlick lassen sich die beliebten Kleintiere und Larven finden, um nun ganz bequem zum Fressen zu kommen. Die Höckerschwäne, die Blesshühner, die Stockenten sind in solch großen Populationen vertreten, das kenne ich sonst selbst nur von den Graugänsen im Dachauer Moos.
Die freiliegenden Schlickflächen hat wohl die Wasservögel von weit her angezogen, so voll war der Speichersee am Vormittag, trotz der drückenden Hitze der Sonne. Wenn es etwas zum Fressen gibt und das auch noch auf dem Präsentierteller, dann sind die Vögel auch zur Stelle.
Die Watvögel haben jetzt ihre Saison im Schlick
Kaum eine Vogelart ist so gut auf das Leben im Schlick und die Suche nach spezifischer Nahrung in diesem Habitat vorbereitet als die große Gattung der Limikolen oder Watvögel. Der Übergang zwischen Festland und dem Wasser ist ihr zuhause. Das kann an den Küsten der Meere sein, aber auch die Ufer der Seen und wie hier der Schlick des Speichersees.
Zu Hunderten, ja zu tausenden tippeln die Limikolen im Schlick und im seichten Wasser umher und picken unentwegt sich ihre Nahrung vom Boden. Bachstelzen sind sehr viele unterwegs, dazu kommen die Flussuferläufer und die Bruchwasserläufer. Einige Wasserrallen, eine Gebirgsstelze und als Besonderheit, auch einen Eisvogel haben wir gesehen – aber nicht fotografiert. Einer war schneller als der andere – raten Sie mal wer?
Hier schauen wir uns den Flussuferläufer im Bild genauer an. Ein herrlicher Vogel, der sich im ruhigen Wasser auch noch so prachtvoll spiegelt. Das ist sein eigentliches Habitat, von dem es aber immer weniger gibt, so gehen die Watvögel auf verschiedene Ersatzhabitate.
… dann kommen auch noch mehrere Wespenbussarde vorbei!
Am Vormittag schäkern die Ornithologen noch untereinander:
"Gleich als Du wieder weg warst, kam eine Tüpfelsumpfhuhn. Ja und einen Wespenbussard habe ich auch noch im Vorbeiflug fotografiert."
Wenige Stunden später kamen auch nochmal drei Wespenbussarde und ich konnte alle drei fotografieren, aber kein kam so schön als dieses Exemplar im Vorbeiflug an der Beobachtungsstation. geht doch, wenn man Geduld mitbringt.
Der Wespenbussard, etwas größer als ein Mäusebussard, ernährt sich hauptsächlich von Wesen und Wespennester, die er mit seinen massiven Füßen regelrecht aus der Erde ausgräbt. Im Flug charakterisiert sich der Wespenbussard durch seine Kopfform, seine hellen, gelben Augen und die herrliche Zeichnung auf der Flügelunterseite mit vielen weißen Federn und den parallel verlaufenden weißen und dunklen Bänderung entlang der langen Flügeln.
Der herrliche Greifvogel genießt in den EU-Mitgliedsstaaten den höchsten Schutzstatus und es ist immer etwas ganz besonderes, wenn man diesen herrlichen und zugleich gefährdeten Wespenbussard, in seinem natürlichen Habitat erblicken kann.