Die Idee zum Projekt: Dachauer Moos

Es ist an der Zeit, dass wir den Umgang mit der Natur und der Landschaft neu denken

Wir leben in einer Zeitepoche in der die Natur um uns herum zunehmend verschwindet. In den Gärten und Parks ist es stumm geworden, die Singvögel fehlen das ganze Jahr, Viele heimische Arten sind in den letzten 10 Jahren um über 90% in ihrem Bestand zurück gegangen.

Die Gärten in den Orten werden immer weiter verdichtet und das verbliebene Grün wird entweder einem grauen, hässlichen und lebensfeindlichen Schottergarten oder den Parkflächen für immer mehr Autos pro Wohnung geopfert. Wir alle können bei einem Gang durch die Orte und Dörfer die Veränderungen sehen und erleben. Auch dort waren früher Vögel und Kleintiere aller Art, jetzt herrscht dort nur noch die Öde und Tristesse vor.

Zwischen den Ortschaften wachsen an jeder Autobahn und an jeder Fernstraße neue Gewerbeparks und Siedelungen heran. Eine freie Naturlandschaft zwischen den Orten wird immer seltener, Der Rest wird immer mehr mit Straßen und Infrastruktur zerschnitten, geteilt und asphaltiert.

Gleichzeitig erleben wir täglich in der Region und auch überregional, dass extreme Klimaerscheinungen immer häufiger und immer drastischer werden. Das Gleichgewicht in der Natur opfern wir immer schneller und immer stärker einem kurzfristigen Handeln und einem vermeintlich wirtschaftlichen Erfolg.

 

Es ist schon wieder einmal ein Umdenken angesagt

Als Kind und Jugendlicher haben wir nicht nur das Waldsterben erlebt, sondern auch die verseuchten Flüsse und Seen in Deutschland. Die dramatischen Bilder in den 1970er Jahren rüttelten die Gesellschaft zu einem Umdenken und entsprechenden Handlungen auf. Es geht, wenn man nur will. In den Flüssen und Seen leben wieder Fische, Krebse und viele andere Tiere. Auch wir Menschen können wieder gefahrlos baden gehen.

Die Wälder haben überlebt und haben sich wieder regeneriert, weil wir die Abgase entschwefelt und entstaubt hatten, der Katalysator hat die Abgase technisch gereinigt, unsere Umwelt wurde sehr viel lebenswerter.

 

Sie alle kennen dies sehr wohl

Die Klage über die ausgeräumten Landschaften im Zuge der Flurbereinigungen in den 1960er und 1970er Jahren waren auch damals schon virulent und als Gesellschaft hatten wir die Fehler der Vergangenheit verstanden und fortan blieben Feldraine und Heckenstreifen im Landschaftsbild stehen, die weiträumig freigeräumten Äcker verschwanden wieder. Jetzt scheint die Landwirtschaft wieder erneut im globalen Wettbewerb mit den Landwirten in China und der Ukraine zu stehen und jetzt wird der Landschaftsraum wieder auf Kosten der Natur maschinengerecht optimiert. Die Natur und die Artenvielfalt bleiben dabei auf der Strecke, die maschinengerechte und Pestizid-verseuchte Landschaft kommt als Normalfall wieder zu uns zurück.

„Als ob wir die gleichen Erfahrungen und daraus abgeleiteten Erkenntnisse in der 
gleichen Region noch einmal durchleben müssten!“

Wir haben alle Möglichkeiten der digitalen Welt und trotzdem nimmt der Straßenverkehr ungeahnte Ausmaße an, immer mehr Fläche wird der gepriesenen Mobilität gewidmet und damit die Natur geopfert. Auf der Strecke bleibt dabei unsere Umwelt bei uns daheim und bei allen anderen, durch deren Gegend wir maßlos und planlos fahren.

Dies sind nur zwei Beispiele, ich versetze mich da gerne in die Lage eines im Dachauer Moos so geschätzten Kiebitzes (Watvogel, Vogel des Jahres 2024). Sein Bestand ist in den letzten 10 Jahren um über 90% zurückgegangen. Der Kiebitz und auch der Große Brachvogel waren vor 50 Jahren eher „Allerwelts-Vogel“ – so häufig waren sie im Moos vorhanden. Heute ist schon ein Fasan etwas Besonderes, wenn man ihn zu Gesicht bekommt.

Warum soll sich hier fernab von einem intakten Moor oder Moos, inmitten von Verkehrsachsen, in unmittelbaren Bebauung von Siedlungen, zwischen die landwirtschaftlichen Felder mit seinem Nest als Bodenbrüter niederlassen und Junge aufziehen. Da fällt mir die Antwort schwer.

 

Otto Ehrhart schreibt 1930 über „Das sterbende Moor“ als Fabelgeschichte

Im Rahmen der Arbeiten zu diesem Projekt, habe ich in meinem Bücherschrank eine antiquarische Ausgabe von „Das sterbende Moor“ von Otto Ehrhart aus dem Jahr 1930 gelesen. Ich empfehle dies jedem Interessierten und aufgeklärten Menschen ebenso zu tun. In dieser Fabelgeschichte führt Erhart den Leser zuerst in die wunderbare Moorlandschaft des mächtigen Karpfen Namens „Blau“ und des Hechtes Namens „Schnöck“ ein. Doch dann verändert sich diese heile Welt. Die moderne Technik zieht in das so geliebte Moor ein, die Energiewirtschaft mit ihren Stauwerken, Kraftwerken, Kanälen und Hochspannungsleitungen nimmt sich das Schöne und das Liebgewonnene und hinterlässt nur Zerstörung und Tristesse. Dem Leser wird diese Veränderung, ja diese Zerstörung nicht geschildert, sondern erlebbar gemacht.

Ich war zur Hälfte des Buches bereits entsetzt und aufgewühlt. Ich habe in mir als Fotograf nicht nur die Freude an der Schönheit in der Natur im Allgemeinen, sondern auch die Verbundenheit mit eben diesem Dachauer Moos (Moor) aus der Fabelgeschichte Ehrharts. So war ich auch beruflich über viele Jahre in der Energiewirtschaft tätig und habe 60 Jahre nach dem Roman, die Geschichte der Energiewirtschaft in Bayern miterlebt. Ehrhart öffnete mir eine Sicht auf die andere Seite der Geschichte.

 

Da muss ich als Fotograf im Dachauer Moos eine eigene Antwort suchen und finden.

 

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