Das Dachauer Moos

Die Niedermoor- und Hochmoorlandschaften waren in vielen Teilen Bayerns eine typische und prägende Landschaftsform. Aus den nahen Alpen ist mit regelmäßigen Niederschlägen viel Wasser vorhanden und so ist die Bildung von Quell- und Regenmooren umso konsequenter. Nur Teile davon, oft nur noch kleine Reste, haben sich noch erhalten. Das Dachauer Moos ist das zweitgrößte Nieder­moor­gebiet in Bayern, nur das Donau-Moos ist noch größer.

Es ist auch das bedeutendste Moorgebiet am Nord­rand der Münchener Schotterebene. Im Dachauer Moos erkennt man meist kaum noch diese ursprünglichen Naturflächen im Landschaftsbild; das Moos wandelte sich zu einem zerschnittenen Landschafts­­raum, mit viel Uniformität und kaum prägenden und typischen Landschaftsmerkmalen. Wiesen, Äcker und Wälder bestimmen das Landschafts­bild anstelle der typischen Moos­landschaft. Verkehrsachsen, Industriegebiete, Wohn­bebauung und die damit einhergehende Zersiedelung der Landschaft sind, gerade im Ballungs­raum um München, überall zu sehen. Das Dachauer Moos ist dabei keinerlei Ausnahme.

Mit dem Wandel der Mooslandschaft geht auch eine starke Veränderung der Flora und Fauna im Natur­raum einher. Die vielfältigen und abwechslungs­reichen Habitate, Lebensräume und Biotope für typische Pflanzen und Tiere sind durch die uniforme und der modernen Gesellschaft unter­geordnete Landschaft verdrängt worden.

Diese Entwicklung seit der Nachkriegszeit ist dem ungeheuren Platzbedarf in allen Bereichen des Lebens und des Wirtschaftens geschuldet – und vielleicht auch dem mangelnden Bewusstsein über den Wert und den Schatz dieser ursprünglichen Natur­landschaften. Erst in der jüngsten Zeit werden die wichtigen Einflüsse der Moorlandschaft im Hinblick auf den Artenerhalt, die Biodiversität, den Klima­schutz oder den Schutz vor Hochwässern und Dürren bewusst. Für vieles ist es schon zu spät und das Rad der Entwicklung ist zu weit gedreht worden, aber manches lässt sich noch korrigieren und damit erhalten. Die Bilder dieser Mooslandschaft wollen und sollen einen kleinen Beitrag dazu leisten. Die Mooslandschaft soll hier nicht nur aus der Sicht des Technokraten betrachtet werden als wertloses Land. Oder aus der Sicht des Landschaftsökologen dessen  Sprache und Begrifflichkeiten für die Kommunikation mit der Bevölkerung sehr distanziert und fern erscheinen können.

 

Entstehung des Niedermoores aus den Eiszeiten

Die Moor- und Mooslandschaften in unserer Region sind alle als unmittelbare Folge der Eiszeiten (Kaltzeiten) und die von ihnen verursachten Veränderungen in der Landschaft entstanden. Diese Gegend steht dabei unter dem geologischen Einfluss der letzten Würm-Eiszeit, in der Zeitspanne von 120.000 bis 20.000 Jahren vor unserer Jetztzeit (Holozän), am Ende des Pleistozän. Dieses Würmglazial war die vierte Eiszeit nördlich der Alpen und ist nach dem Altmeister der Eiszeitforschung Albrecht Penck (1858-1945) im Jahr 1901 nach den rechten Donauzuflüssen und deren Abfolge benannt worden. Die Günz-Eiszeit war die erste, die Mindel-Eiszeit die zweite, die Riß-Eiszeit die dritte und die Würm-Eiszeit die vierte Eiszeit im Pleistozän im Voralpengebiet.

An die Eiszeit selber schließt sich die Zeitperiode des Rückzugs der Gletscher aus dem Voralpenland durch ihr Abschmelzen und durch die geologische Landschafts­gestaltung mit End- und Seitenmoränen an. Letztere bestimmen bis heute das Landschaftsbild im Voralpengebiet und verweisen auf dessen Entstehungsgeschichte.

 

Das Tertiär-Hügelland ist viel älter

Vor dem jeweiligen Gletscher bildet sich ein dichtes Netz aus Rinnsalen und diese transportieren den Gletscherschutt und die Schmelzwässer über die Würm, Amper und Isar in die so entstehende Schotterebene ab. Letztere war baum- und strauchlos und wurde von den Gletscherabflüssen immer wieder umgebildet. Auf ihr bildete sich kaum Vegetation, sie hatte den Charakter einer Tundra, ähnlich wie auf Island.

Nördlich der Maisach liegen geologisch viel ältere Gebiete aus dem Tertiär (3. Erdzeitalter), und diese wurden im Quartär (4. Erdzeitalter), durch die Abfolge der Eiszeiten, nicht mehr verändert. Das Tertiär hat ein geologisches Alter von 15 Millionen Jahren. Die Abfolge der Eiszeiten im Pleistozän (Zeitalter der Eiszeiten), erzählt auch die geologische Entstehungsgeschichte des Dachauer Mooses und speziell des Maisacher Mooses über Jahrtausende hinweg.

 

Das Moos wird wirtschaftlich genutzt

Die wirtschaftliche Nutzung des einst nutz- und wertlosen Landes veränderte dieses grundlegend. Das Moos wurde durch die Entwässerungs­maßnahmen trockengelegt, die tiefen Moos­gräben in der Landschaft entstanden und führten das oberflächennahe und tiefbraune Wasser über Rinnsale, Bächlein und Bäche in die Würm und die Amper zu den großen Flüssen und in die Meere ab. Aus dem tief­gründigen und nahezu undurch­dringlichen Moos wurden mit der fort­schreitenden Abtorfung, als Nachfolge eine landwirtschaftliche Nutzfläche in Form von Weiden und Streuwiesen. Straßen und Wege konnten gebaut werden, das Moos wurde erschlossen und besiedelt. Die ursprüngliche Naturlandschaft verändert sich heute mehr denn je zur industriell genutzten Kultur­landschaft.

 

Was ist im Moor fotografisch spannend?

Jeder Landschaftsraum hat seine ganz eigenartige Natur und ist fotografisch andersartig interessant. Es gibt für mich kein Besser und kein Schöner. Für mich liegen die verschiedenen Niedermoor-Landschaften so klein­räumig in nächster Umgebung dass ich sie gut zu Fuß und per Rad erreichen kann. Es ist wohl auch dieses große Maß an Abwechslung in der Fotografie, was hier den Reiz ausmacht.

 

Hochmoor und Heide – Spezialisierung auf das Wenige

Das Hochmoor und die Heidelandschaft auf Kalkmagerrasen haben vieles gemeinsam, sind die Habitate auch noch so unterschiedlich. Beides sind extrem reduzierte Standorte, was das Angebot an Wasser und Nährstoffe anbelangt. An diesen natürlichen oder auch Menschen-gemachten Standorten, sind es vornehmlich die Pioniere im Tier- und Pflanzenreich, die sich zuerst ansiedeln und erfolgreich die Grundlage für spätere Sukzessionsarten liefern. Alles ist viel kleiner, denn Größe bedeutet hier Verschwendung. Fotografisch muss der Fotograf oder die FotografIn umso mehr hinschauen und genauer beobachten, um die Schönheiten im Kleinen zu entdecken und in Bildmotive umzusetzen.

 

Von der Schotterebene zur Heidelandschaft (Trockene Schotterebene)

Die Schotterebene fällt in der Mächtigkeit von Süden nach Norden hin ab. Die Oberflächenlinien fallen deutlicher ab als der Grundwasserpegel. So ergibt sich eine imaginäre Linie des Grundwasseraustritts aus der Schotterebene. Südlich dieser Linie ist die Mächtig­keit des Schotters höher als der Grundwasserpegel. Nördlich dieser Linie reicht der Schotter nicht mehr bis zum Wasserspiegel der Oberflächenwässer heran. Vor dieser imaginären Grundwasseraustrittslinie, in diesem Schema südlich, ist der oberflächennahe Schotter trocken, das Grundwasser liegt tiefer. Wir befinden uns somit außerhalb des Niedermoorgebietes.

Hier entwickelt sich die Landschaft nach der letzten Eiszeit an einigen Stellen zu einer ausgedehnten Heidelandschaft mit einer Steppen-ähnlichen Struktur. Es herrscht Trockenheit auf dem Kalkschotter vor. Solche Heideflächen sind auch in der Münchener Schotterebene anzutreffen, so zum Beispiel in Oberschleißheim, im Mallertshofer Holz und der ausgedehnten Fröttmaninger Heide.

Es bilden sich dort auf der Heidefläche typische Magerstandorte auf einem Kalkmagerrasen als besondere Biotope für die Pionierpflanzen. Solche Magerstandorte sind oft von Menschenhand, geformte Landschaften: Steinbrüche, Aufschüttungen, Schutthalden oder Industriebrachen. Der Landschafts­raum wird durch die ausgedehnten,  von den abfließenden Eiszeit-Schmelzwassern hierher­trans­portierten Schotter-Terassenfeldern und deren ganzjährigen Trockenheit dominiert.

Auf diesen Magerstandorten sammelt sich ein nur wenige Zentimeter starker Verwitterungsboden mit einer nur sehr dünnen Humusauflage. Die Bedingungen für das biologische Leben der Pflanzen sind sehr karg. Kaum Nährboden, schlechter Halt in der Landschaft und vor allem, wenig Wasser, da die Niederschläge unmittelbar durch das offenporige Geröll/Schotter versickern und so der biologische Umsatz kaum Zeit zur Wirkung besitzt.

Der eigentliche Grund­wasser­spiegel ist so tief, dass die Pflanzen ihn nicht mehr aufschließen können. Die Ruderal-Landschaft (vom lat. „Schutt“) wird so von typischen Pionierpflanzen erschlossen, die – ähnlich wie im Hochmoor – mit wenig von allem auskommen müssen. Auch hier entstehen besonders wertvolle Artengemeinschaften, die an anderen Stellen längst ausgestorben sind.

Die Übergänge von einer Heide-artigen Landschaft zu einem Niedermoor können sehr kleinräumig sein, es braucht nur etwas mehr Grundwasser, und schon kommt der biologische Motor für eine Entwicklung einer Mooslandschaft, über 10.000 Jahre hinweg, in Gang.

 

 

 

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