Was macht das Niedermoor (Moos) als Landschafts- und Naturraum so wertvoll?
Im Dachauer Moos treffen am Nordrand der Münchener Schotterebene eiszeitbedingte Lebensräume vollkommen unterschiedlicher Gestalt aufeinander und bereichern das Angebot an tief strukturierten Lebensräumen und Habitaten für die Natur.
Diese Auflistung mag auch bei Weitem noch nicht vollständig sein, zeigt aber auf, wie kleinräumig die Naturlandschaft am nördlichen Auslauf der Münchener Schotterebene sein kann. Entstanden sind die meisten dieser Natur- und Landschaftsräume durch die Kräfte der Natur:
- mit den Gletschern,
- den Schotter- und Geröllablagerungen,
- den Kräften des Schmelzwassers,
- dem Grundwasserstrom von Süden nach Norden …
… und viel, viel Zeit. Genauer 12.000 Jahre seit dem Ende der letzten großen Eiszeiten.

Niedermoor-Landschaft (Moos)
Niedermoor auf der Schotterebene, Entsteht als Austritt des Grundwassers an der Schotterebene und der biologischen Verlandung von Pflanzensubstrat seit der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren. Die Moorlandschaften werden in die Hochmoore, die Übergangsmoore und die Niedermoore unterschieden. In Bayern werden die Niedermoore als Moos bezeichnet, das Dachauer Moos und andere Moose waren und sind teilweise noch Niedermoore. Die Hochmoore werden als Filze bezeichnet. Ein Hochmoor ist aus einem Niedermoor entwickelt und hat keinen Kontakt mehr zu Grundwasser oder Oberflächenwasser. Alles Wasser kommt aus den Niederschlägen und aus der Luft durch Kondensation. Niedermoore hingegen haben einen Kontakt zum Grundwasser und werden von Oberflächenwasser durchflossen. Die weite und ebene Niedermoor-Landschaft bestimmt den südlichen Teil des Landkreises. Dort, wo die Münchener Schotterebene immer tiefer und unter den Grundwasserspiegel fällt, tritt Grundwasser als Oberflächenwasser zu Tage. Im Zusammenhang mit der absterbenden Pflanzenmasse bildet sich über 12.000 Jahre der Niedermoor-Torf, so typisch für diesen Landschaftsraum. Am westlichen Rand liegt das Palsweiser Moos. Zusammen mit dem angrenzenden Fußbergmoos bildet dieses Maisacher Moos das zweitgrößte Niedermoor in Bayern, nach dem Donau-Moos bei Ingolstadt. Diese für die Natur, die Artenvielfalt, den CO2-Haushalt und auch das Wassermanagement so wichtigen Naturlandschaften bekommen in den letzten Jahren eine immer größere Bedeutung und Aufmerksamkeit. Die Arbeit der Kreisgruppe Dachau und einiger Ortsgruppen ist der aktive Moosschutz. Damit werden die Lebensräume für gefährdete Tiere und Pflanzen im Niedermoor-Habitat geschützt, verbessert und auch neu geschaffen.

Hochmoor-Landschaft (Filze)
Im Dachauer Moos gibt es keine nennenswerten Hochmoore, diese sind durch die Trockenlegungen und den Torfabbau mit der landwirtschaftlichen Nachnutzung verschwunden. lediglich Hochmoor-Reste haben sich erhalten.

Flussläufe (Amper, Maisach, Würm, Isar)
Die Flussläufe der großen und dominanten Flüsse im Norden von München sind durch die letzte Eiszeit geschaffen worden und haben alle Landschaftsformen ganz wesentlich mit gestaltet.
- Amper
- Würm
- Maisach
- und etwas entfernt die Isar.
In der Mitte des Landkreises Dachau fließt die Glonn durch ein weites Tal im Tertiär-Hügelland. Bei Pfaffenhofen, im Westen, beginnt die junge Glonn ihren Lauf im Landkreis und wurde im Gemeindebereich Odelzhausen in einem Teilbereich renaturiert. Weiter zieht sich der Fluss an alten Kulturstätten des Dachauer Landes vorbei, wie dem Schloss Unterweikertshofen. Bei Erdweg liegt an der Glonn der Petersberg, eine der ältesten Kirchenbauten der Romanik in der Diözese München-Freising. Dann passiert die Glonn das geistliche und wirtschaftliche Zentrum des Dachauer Landes, das Kloster Indersdorf. Weiter zieht der Fluss entlang des Naturschutzgebiets Weichser Moos, bis nach Petershausen, um da den Landkreis wieder zu verlassen. Sechs Ortsgruppen des BN Dachau sind am Lauf der Glonn im Landkreis angesiedelt und kümmern sich lokal vor Ort um die Entwicklung des Natur- und Landschaftsschutzes und um den Artenschutz in vielen Maßnahmen und Projekten.

Auenlandschaft
Auenlandschaft sind sehr artenreiche Lebensräume entlang dem Wasser als Quell des Lebens und einem bevorzugten Verbreitungsweg von Tieren und Pflanzen. Auenlandschaften sind in Begleitung der Wildflüsse mit Altwässern und Überflutungen sehr reich strukturiert. Der südliche Teil des Landkreises Dachau wird zwischen den Niedermooren und dem Tertiär-Hügelland von der Amper durchflossen. Dem aus dem Ammersee kommenden Fluss blieben im Gebiet von Bergkirchen und ebenso bei Hebertshausen und Haimhausen weite Auwälder mit Altwässern erhalten. Bei Ampermoching und Haimhausen mäandert die Amper noch in Randbereichen in alten Altwässern. So erhielten sich wertvolle Übergangsbereiche zwischen Wasser und Wald. Darin gibt es wiederum eigene Habitate für viele wertvolle Pflanzen und Tiere und auch für die Erholung suchenden Menschen. In vielen Teilen funktioniert wieder die Vernetzung der einzelnen Biotope in den Übergängen zwischen Moos, Auwald, Streuwiesen und anderen Habitaten. Der BN möchte gerade solche Vernetzungen aktiv stärken und so mehr und bessere Lebensräume für Flora und Fauna schaffen.

Münchener Schotterebene
Die Münchener Schotterebene ist ein Überbleibsel der letzten Eiszeiten im Tertiär und schufen in der zeitlichen Folge zusammen mit den Randbereichen der Schotterebene diesen reich strukturierten Landschaftsverbund. brachten großflächige Schotterzungen bis an die Amper heran. In den Jahren danach haben sich die Niedermoorflächen Jahr um Jahr aufgebaut.
"Aber da wächst ja fast nichts!"
Genau - alles Wasser verschwindet im offenporigen Schotter in die Tiefe und steht zur biologischen Umsetzung zur Verfügung. Nichts hält den Humus zusammen, die starken Winde wehen jeden Anflug auch gleich wieder weiter. Da sind vor allem die Pionierarten in Flora und Fauna gefragt. Sie siedeln sich hier nicht dauerhaft an, sondern schaffen die Grundlage für die Folgearten. Das macht die Schotterebene und ihre spezifischen Habitate so einzigartig und wertvoll im Kontext der Artenvielfalt und Biodiversität. Die eiszeitlichen Gletscher haben vor 12.000 Jahren bei ihrem Rückzug Schotter und Geröll in Oberbayern hinterlassen. Der magere und trockene Standort ist der Lebensraum ganz besonderer Tiere und Pflanzen, wie die blauflügelige Ödlandschrecke.

Heidelandschaft
Auf den nach Norden immer weiter fallenden eiszeitlichen Schotterflächen sind kleinräumig ganz verschiedenartige Naturräume entstanden. Das Moos entsteht dort, wo der Grundwasserspiegel dauerhaft aus der Schotterebene austritt und zu Oberflächenwasser wird. Etwas südlicher, das bedeutet höher auf der Schotterzunge gelegen, entwickelten sich ganz andere Landschaften. Die Heidelandschaften sind Trockenlebensräume ohne Fließgewässer oder stehende Wasserstellen. Alle Niederschläge versickern in dem offenporigen Schotter unmittelbar in die Tiefe und haben kaum Zeit, etwas biologisch umzusetzen. Es herrscht ganzjährig Trockenheit und Mangel an Nährstoffen und Mineralien vor. Humus kann sich hier auf der Schotterebene kaum halten. Die nicht weit entfernte Garchinger Heide ist so ein Juwel in der Heidelandschaft. Aus dem Samenpotenzial der Garchinger Heide und des Lochhausener Sandbergs wird Mähgut auf Flächen im Landkreis übertragen. Damit soll wertvollen und seltenen Pflanzen bei der natürlichen Vermehrung etwas nachgeholfen werden. Alles zum Wohle der Artenvielfalt in Flora und Fauna. Die Begründer des BN haben vor 50 Jahren dies bereits im Schwarzhölzl und an anderen Stellen praktiziert.

Kiefernwälder als Kulturwald
Die Niedermoor-Landschaft und die Heideflächen gehen an einigen stellen in Kiefernwälder als Kulturwald über. Die Kiefern sind für diese Standortbedingungen besonders geeignet auf der Schotterebene
- Schwarzhölzl
- Mallertshofer Holz
- Fröttmaninger Heide
- Kieferngarten
Am Nordrand der Münchener Schotterebene geht die Mächtigkeit der eiszeitlichen Schotterfelder immer weiter zurück. Noch etwas weiter nördlich tritt das Grundwasser bereits zutage und schafft Niedermoore wie im Dachauer Moos. In diesem Übergangsbereich haben sich ausgedehnte Kiefernwälder, teils natürlich, teils forstlich gewollt, angesiedelt. Die Kiefern sind mit ihrer mächtigen Pfahlwurzel in der Lage, einen festen Stand zu schaffen. Die lange Pfahlwurzel kommt an das notwendige Grundwasser und sorgt für einen festen Stand auf Sand, Schotter und Geröll. Es ist ein schmaler Übergangsbereich, der wiederum ganz eigene Habitate schafft und so zur landschaftlichen Vielfalt und Abwechslung besonders beiträgt. Für die Tiere und Pflanzen ergeben sich so spezifische Lebensbereiche in den Übergangszonen. Der Kiefernwald im Schwarzhölzl steht unter Naturschutz, wurde jedoch durch die massive und anhaltende Grundwasserabsenkung beim Bau der Regatta-Strecke für die XX. Olympischen Sommerspiele geschädigt. Trotzdem ist der Kiefernwald ein ganz besonderes Habitat. Lichtdurchflutet durch die nur teilweise geschlossenen Baumkronen nützen die Kiefern anderen Waldbewohnern in Flora und Fauna.

Lohwald als Kulturwald
Ebenso als Kulturwald haben sich bis heute an einigen Stellen Lohwälder als lichte Laubwälder mit einer früheren Kulturnutzung, meist durch Waldweide in einer Allmende erhalten und wichtige Kleinbiotope und Habitate gerade im Übergang zur spärlichen Heidelandschaft ausgebildet.

Tertiär-Hügelland
Das Dachauer Moos endet im Norden der Schotterebene am Übergang zum weitläufigen Hügelland, welches von der letzten Eiszeit nicht mehr überformt wurde und somit erdgeschichtlich älter ist. Die Stadt Dachau liegt unmittelbar am Übergang zwischen dem Dachauer Moos und dem Tertiär-Hügelland. Der größte Teil des Dachauer Landes liegt im Tertiär-Hügelland.
Am nördlichen Auslauf der von den letzten Eiszeiten geschaffenen Münchener Schotterebene geht die Landschaft urplötzlich in das Tertiär-Hügelland über. Davor verläuft die Amper, sie sammelt die Niederschläge in den Bächen und Flüssen und führt sie dem Gebirgsfluss Isar zu. Die Landschaft hinter dieser deutlich sichtbaren geologischen (Erd-)Zeitlinie wird das Tertiär-Hügelland genannt und liegt 20 bis 50 Meter höher. Die Landschaft wurde von den eiszeitlichen Gletschern vor 12.000 Jahren nicht mehr verändert oder überformt. Der größte Teil des Landkreises Dachau wird dieser Landschaftsform des Tertiär-Hügellandes zugerechnet.

Streuobstwiesen
Artenreiche Streuobstwiesen waren ein wichtiger Bestandteil des Obstanbaus in vielen Teilen Bayerns, so auch im Dachauer Land. Sie geben nicht nur ein sehr schönes Landschaftsbild ab, diese nachhaltige Form der Landwirtschaft fördert auch die Artenvielfalt. Streuobstwiesen werden in aller Regel chemiefrei bewirtschaftet - gesund für Tier und Mensch. Viele Ortsgruppen engagieren sich lokal vor Ort und fördern in ehrenamtlichen Arbeiten diese Bereicherung unserer Landschaften.

Kalkmagerrasen
Auf den Schotterflächen bilden sich durch den Mangel an Wasser und Nährstoffen artenreiche Kalk-Magerrasen als vielfältige Biotope. Das Wachstum ist viel langsamer als auf einer gedüngten Wiese. Wasser und Nährstoffe sind wertvoll und werden von der Natur mit höchster Effizienz umgesetzt. Die Folge ist ein besonders großes Artenspektrum von Pflanzen und Tieren. Die Pflanzen fallen viel kleiner aus. Typisch für Kalk-Magerrasen ist ihre Nährstoffarmut, insbesondere die Armut an Stickstoff und Phosphor. Typische Habitate sind Wacholderheiden, Kalk-Magerrasen, Kalk-Trockenrasen, Ruderal-Flächen.

Uferbereiche an Bächen und Flüssen
Die Niedermoor-Landschaften sind durchzogen von einemengen und systematischen Netz an früheren Entwässerungsgräben in der weiten und ebenen Mooslandschaft. Das Leben in der Natur breitet sich bevorzugt entlang von Gewässerachsen aus. Der Schutz dieser wertvollen Habitate bekommt in Zeiten, in denen die Landwirtschaft immer näher an die Gewässerachsen herantritt, besondere Bedeutung. Der Schutz von Abstandsflächen wird staatlich gefördert und dem Landwirt wird diese landschaftspflegerische Aufgabe vergütet. Dem BN kommt durch die Pflege und das Management dieser wertvollen und Arten fördernden Habitatflächen große Bedeutung zu.

Ruderal – Flächen
Natur aus zweiter Hand entsteht auch und gerade im Umfeld der Millionen-Metropole München wieder neu. Bei der Verlegung und dem Abbau der Eisenbahnstrecke durch den Landkreis in Richtung nach Ingolstadt blieb bei Unterweilbach eine Schottertrasse mit typisch ruderaler Vegetation zurück. Auch in anderen Rückzugsgebieten des Menschen entstehen an vielen Stellen im Landkreis solche Flächen und schaffen wieder neue Lebensräume. Nach dem Rückzug des Menschen kommen hier die Pioniere im Pflanzen- und Tierreich zum Zug. Die Abbruchflächen sind weitgehend durch Mangel an Nährstoffen und Wasser gekennzeichnet. Durch eine natürliche Sukzession der Pflanzen und Tiere über Generationen hinweg wird schrittweise wieder Leben angesiedelt. Das „Grüne Band“ durch den Landkreis auf der früheren Eisenbahntrasse konnte von den Ortsgruppen Hebertshausen und Röhrmoos als neues Biotop gesichert und entwickelt werden. Diese neuen Habitate und Biotope werden von mehreren Ortsgruppen liebevoll gepflegt und geschützt – auf dass hier wieder neues Leben entstehen kann.
Bahntrasse München - Ingolstadt mit einem historischen Dampfzug bei einem Trassenjubiläum. Mit einer Beschleunigung des ICE-Verkehrs auf diesem Abschnitt wurde die Trasse etwas verlegt und es entstand eine Ruderalfläche im alten Bahndamm, die jetzt als Grünes Bahn ein besonders wertvolles Biotop darstellt - vom Menschen gemacht.

Ausgleichsflächen
Naturfläche – Ja, aber aus zweiter Hand, vom Menschen gestaltet und trotzdem für die Natur in der Flora und der Fauna nicht minder wertvoll. Das
Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) sieht vor, dass Maßnahmen, die in die Natur oder das Landschaftsbild eingreifen, durch Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen kompensiert werden müssen. Die Maßnahmen müssen regelmäßig im räumlichen Verbund auch „ausgeglichen werden“. Diese Ausgleichsflächen werten bestehende Flächen durch gezielte Maßnahmen im besonderen Maße für die Natur auf.
So können in einem räumlichen Verbund kleine Biotope von besonderem Nutzen für die Natur entstehen, die durch die Kräfte der Natur alleine sich so niemals entwickelt hätten. Besonders wichtig ist eine Vernetzung von Biotopen durch sog. Trittsteine, dass die Arten auch eine längere Entfernung zwischen wichtigen Biotopen durch solche Trittsteine mit einer Zwischenstufe überwinden können. Dies dient ganz besonders der Arterhaltung und damit der Artenvielfalt in unseren Naturräumen.
- Erhalt der Artenvielfalt
- Verbesserung des Stadtklimas
- Ästhetischer und ökologischer Nutzen
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