Die Ziele im Projekt: Dachauer Moos

Einen ganz wesentlichen Impuls für mich war die Moor-Fachtagung im Dachauer Schloss im Jahr 2018 mit vielen Fachleuten und Experten und auch dem bayerischen Umwelt-Staatsminister Marcel Huber zum Schutz der Moore. Der einhellige Apell aller Redner in dieser Ganztagesveranstaltung war:

„Es passiert schon sehr viel im Dachauer Moos auf der Ebene der ehrenamtlich Tätigen, 
die Kommunikation mit der Bevölkerung und den Betroffenen muss noch ausgeweitet werden.“

Als ob diese interkommunale Konferenz für den Landschaftsschutz mich direkt als Adressaten gehabt hätte. Da viel bei mir selbst der Vorsatz, diesem Aufruf folgend an einem Buchprojekt zum Dachauer Moos mit viel Einsatz und Ideenreichtum zu arbeiten. Die ersten Arbeitsergebnisse liegen nun auf dem Tisch und ich kann den ersten FOTO-Bildband zum Maisacher Moos, als den Moorverbund der beiden unmittelbar angrenzenden Niedermoor-Landschaften des Palsweiser Mooses und des Fußbergmooses, vorlegen. Diesem Buchprojekt ist eine lange Phase der Konzeptionierung und Positionierung vorausgegangen.

 

Etwas bewegen, mit der Kraft von schönen Bildern

Mit diesem Projekt: Dachauer Moos möchte ich als leidenschaftlicher Landschafts- und Naturfotograf aus Dachau etwas Positives für das uns umgebende Dachauer Moos bewirken und damit auch etwas in die richtige Richtung bewegen. Der Schriftsteller Otto Ehrhart konnte in den 1930er Jahren mit der Kraft seiner wohl gesetzten Worte und einer zu Anfangs zauberhaften Fabelgeschichte die LeserInnen in seinen Bann ziehen. Das hat auch bei mir als Leser sehr gut funktioniert. Die dann folgenden Veränderungen auf die Natur und die ganz konkreten Lebewesen, die beiden Protagonisten der Fabelgeschichte – Blau und Schnöck – nimmt die LeserIn umso mehr in der persönlichen Betroffenheit mit.

„Warum ist das so notwendig, kann das nicht auch anders funktionieren?“

Beim Lesen des Buches habe ich es ja selbst erlebt, Otto Ehrhard baut zwischen der LeserIn und dem Karpfen und dem Hecht eine emotionale Beziehung auf, die zum Ende des Buches sich in eine persönliche Betroffenheit ob dem Schicksal und dem Leid dieser beiden fast vermenschlichten Tiere wandelt. Warum muss dem Hecht und dem Karpfen als Individuum durch die Energiewirtschaft so viel Leid zugeführt werden, obwohl dies auf der Ebene eines Individuums niemals so beabsichtigt hatte.

„Ich kann nicht so kraftvoll und emotional mit Worten umgehen wie der Schriftsteller 
Otto Ehrhard. Aber ich bin Fotograf und kann mit der Kraft der Bilder sehr gut 
umgehen und auch damit Emotionen auslösen.“

Ein schönes und klares Bildmotiv ist eine Sprache die weltweit alle Menschen verstehen können und darin inne-liegenden Botschaften erkennen werden, gleich welcher Nationalität und Herkunft die Menschen sind. Eine Ungerechtigkeit und ein individuelles Leid kommen in Bildern noch viel unmittelbarer zum Ausdruck als mit Worten in einem Text. Ein Bild lässt kaum eine Generalisierung zu. Es ist nicht „(irgend)ein Karpfen“ oder „(irgend)ein Hecht“ auf dem Bild, es ist schlichtweg „d(ies)er Karpfen“ und „d(ies)er Hecht“ – um bei der Fabelgeschichte zu bleiben.

 

Haben wir diese emotionale Sprache von Bildern zum Dachauer Moos genutzt

Einer der ersten Vorreiter war sicherlich der Naturschützer und Ornithologe aus Karlsfeld – Josef Koller. Mit seinem unermüdlichen Einsatz als eigentlicher Laie, hat es nicht nur geschafft sein geliebtes Schwarzhölzl erneut unter Naturschutz zu stellen. Ebenso hat Josef Koller prächtige Bücher zu seinen geliebten Niedermoor-Landschaften geschaffen und damit mit wissenschaftlicher Methodik den Bestand der verschiedenen Tiere und Pflanzen erfasst und dokumentiert. Auch in der Fotografie hat er mit den jeweiligen Möglichkeiten der Zeit ganz tolle Naturdokumentationen hinterlassen.

Andere Bücher, da denke ich an das Moos-Buch vom Verein Dachauer Moos e.V. von Stefan Gernstdorfer, hat sehr Sache geschuldet eine große fachliche Tiefe in den Beschreibungen. Dem zu folgen ist für einen Interessierten nicht immer einfach.

 

Um eine Öffentlichkeit erreichen zu können muss die Sprache einfach und erlebnisreich sein

Die Aufmerksamkeitsspanne heutzutage hat sehr stark nachgelassen. Inhalte werden den ganzen Tag über nur noch in kleinen Häppchen und auf die einfachste mögliche Methode konsumiert. Texte mit einem fachlichen Tiefgang, sind nicht mehr angesagt. So wird dieser Text wohl in der Masse der BesucherInnen auch kaum jemals gelesen werden.

Nach dem Lesen eines Buches zum Dachauer Moos soll ja auch nicht jede LeserIn zu einer perfekten Moor-Expertin ausgebildet sein. Die Emotionalität und das Erlebnis beim Lesen der Bildbeschreibungen sind mir als Buchautor dabei am wichtigsten. Die LeserInnen sollen aus der Zeit, die sie mit dem Buch in der Hand verbringen, für sich ganz persönlich etwa mitnehmen und etwas behalten.

Dieser Foto-Bildband erzählt Erlebnisse in der Niedermoor-Landschaft aus dem Blickwinkel des Natur- und Landschaftsfotografen und motiviert die LeserInnen auch eigene Geschichten beim Besuch dieser wertvollen und geschützten Landschaften zu entdecken und zu erleben. Nur was man kennt wird man auch lieben lernen und das geht einher mit der Bereitschaft es auch schützen zu wollen. Zu einer Landschaft, durch man im SUV mit 200 km/h durchrast wir man kaum eine Beziehung aufbauen können und auch wollen.

 

Öffentlichkeitsarbeit bedeutet auch Partizipation in der Landschaft zu suchen

Der Aufenthalt in einem Landschaftsraum über die Jahreszeiten hinweg gibt einer BesucherIn ebenso wir einer FotografIn sehr viel Emotionalität zurück. Es sind die vielen oftmals kleinen Erlebnisse, die eine Erinnerung an eine schöne Erlebniszeit oder sogar eine seltene Begegnung mit Tieren und Pflanzen ermöglicht. Der Foto-Bildband soll mit Hilfe dieser schönen Bildmotive die BetrachterInnen jeder Altersschicht motivieren, auch mal die Fahrt in die Berge mit einer Wanderung durch die Niedermoor-Landschaft einzutauschen und so eine Beziehung zur Natur vor der eigenen Haustüre aufzubauen. Nur das was man kennt, … … wird man auch schützen wollen.

Als kleine Kinder haben wir die Sonntag-Nachmittage sehr oft mit Wanderungen im Familienkreis entlang der Amper, vom Hallenbad in Dachau Amper-aufwärts durch die Mooslandschaft und die Amper-Auen bis zum Gündinger Wehr, unternommen. Diese Landschaft ist mir so vertraut, dass ich immer wieder und sehr gerne auch fünfzig Jahre später, eine Wanderung oder Fahrrad-Fahrt an der Amper genießen kann. Da gibt es kein: „schon wieder“, oder „hab keine Lust“.

Der Foto-Bildband wirkt durch die Großartigkeit der Fotografien der Niedermoor-Landschaft in vielen unterschiedlichen Motivwelten zu allen Jahreszeiten, über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren hinweg. Mit dem Betrachten der Bilder wird aus einem Tier und einer Pflanze und einer Landschaft – dieses Tier, diese Pflanze und diese Landschaft. Sich nun vorzustellen, dass man die Lebensräume eben dieses Tieres, dieser Pflanze und somit auch diese eine Landschaft einer neuen Straße oder Industriegebiet opfert fällt ungemein schwerer. Eine emotionale Verknüpfung entsteht durch eine persönliche Betroffenheit.

 

Das Dachauer Moos ist nicht mehr die Niedermoorlandschaft eines Otto Ehrhards

Wir können das Rad der Entwicklungsgeschichte nicht mehr zurück drehen. Ein Moos oder Moor eines Otto Ehrhards bekommen wir nicht mehr zurück, zumindest nicht großräumig und flächendeckend. Der Schutz der Natur und der Landschaft beginnt immer im Heute und wirkt in die Zukunft und dabei kann man sich beteiligen und mitwirken. Wie so oft ist neben den Aktivitäten die wir als Gesellschaft unternehmen genauso wichtig, als die Aktivitäten die wir fortan auch unterlassen und so der weiteren Zerstörung und Zersiedelung Einhalt gebieten.

„Soll man dann diese Naturlandschaft überhaupt noch schützen und erhalten, 
wenn denn schon so viel verloren gegangen ist?“

 

Das Dachauer Moos hat eine enorm wichtige Aufgabe

Die Landschaft im Norden von München hat im Verbund von Habitaten und Landschaftsräumen eine ganz wichtige Aufgabe zu erfüllen. Im unmittelbaren Umfeld einer Millionen-Metropole ist es immer ein leichtes, ein Argument zu finden, gerade hier ein Gewerbegebiet, ein Wohngebiet, eine Straße, einen Parkplatz oder ein Industriegelände aus dem wertvollen Niedermoor zu machen. Die Natur, die Biologie braucht Netzwerke und eine Vernetzung um größere Räume auch überwinden und überspringen zu können. Eine jede Verkehrsachse wirkt als unüberwindliche Schneise und hindert den natürlichen Austausch, und von diesen Schneiden haben wir wahrlich genug in diesem Ballungsraum mit seinem ungeheuren Finanz- und Flächendruck.

 

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