Die Naturbeobachtung und Naturfotografie im Dachauer Moos bietet der aufmerksamen WanderInnen so unendlich viele Möglichkeiten und einzigartige Motivwelten an. Unmittelbar vor der Haustüre gelegen, sind die Städte Dachau, Karlsfeld, Schleißheim, Haimhausen, Bergkirchen – um nur einige zu nennen – von herrlichster Naturlandschaft umgeben. Schon die Maler in den Malerkolonien des ausgehenden 19. Jahrhunderts sind nach Draußen in die Natur gezogen, um den Motiven näher zu sein.
Heute führte mich der Weg eigentlich in einen Teil des Dachauer Mooses, in dem ich schon tausend Mal war. Doch heute erwandere ich das Gebiet einfach einmal von einer eher seltenen Richtung aus.
… und schon zeigt sich für ca. 90 Minuten, ein so typisches und gleichsam einmaliges Schauspiel auf den Äckern und in den Lüften darüber im Moos.
Meine Fotos sind alle vom erlaubtem Feldweg aus gemacht, ohne die sensiblen Felder und Äcker zu betreten. Die gezeigten Bilder sind Ausschnitte aus Fotos mit sehr langer Brennweite. Mit einem Smartphone kann die FotografIn diese kleinen Tiere, die sehr weit entfernt sind, keinesfalls so aufnahmen. Den Tiere bitte keinesfalls nachstellen und versuchen näher hinzugehen – dabei wird man unweigerlich Teile der Brut zerstören oder die Elternvögel von der Brut verscheuchen, so dass diese Brut vielleicht aufgegeben wird.
Die Kiebitze gaukeln in der Luft als Balz Flug im Frühling
Die Natur ist heuer deutlich verspätet, die vielen kalten Wochen mit viel Regen war für die Natur gut. Die Kiebitze kommen erst jetzt zu ihrer spektakulären Balz im Dachauer Moos. Die Männchen buhlen um die Gunst der Weibchen für die anstehende Brutsaison.
Duden: gaukeln - schwankend fliegen, schweben. "ein Schmetterling gaukelt in der Luft"
Die Kiebitze zeigen dabei ihre halsbrecherischen Flugmanöver – dem Gaukeln, oder dem Gaukel-Flug. Diesen bodenbrütenden Vögeln hilft als Überlebensstrategie eine Kombination aus
- tarnen
- täuschen
- verwirren
Schaut man diesen etwa tauben-großen Vögeln länger dabei zu und versucht sie sogar mit langer Brennweite aus großer Entfernung zu fotografieren, versteht man diese Strategie-Kombination nur zu gut.
Der Kiebitz war ein typischer Bewohner der offenen Moos- und Heideflächen
Heute ist der Kiebitz im bestand gefährdet und es gibt Deutschlandweit nur noch geschätzte ca. 50.000 Brutpaare – stark abnehmend von 750.000 Brutpaare im Jahr 1980 in Deutschland. Im Dachauer Moos gibt es noch einige Gebiete mit mehreren Brutpaaren, diese werden vom Naturschutz und den engagierten Vogelschützern auch sehr umsorgt.
Der Kiebitz war Vogel des Jahres im Jahr 2019.
Tarnen des Geleges im offenen Gelände
Das Weibchen legt in der Regel vier Eier in die flache Nestmulde am Boden, die Eier sind dabei so gut getarnt, dass auch die Räuber aus der Luft und am Boden das Gelege meist nicht entdecken.
Diese Tarnung ist in der vom Menschen genutzten Landschaft aber kaum ein Schutz und da müssen wir den Kiebitzen beim Überleben helfen. In der Brutzeit vom 1.3. bis zum 15.7. sind die entsprechend gekennzeichneten Flächen zum Betreten verboten und auch Hunde müssen an der kurzen Leine geführt werden.
Täuschen im Flug für einen Verfolger
Einen Kiebitz im Gaukel-Flug zu verfolgen ist alles andere als einfach. Der Kiebitz sitzt ganz ruhig auf dem Ackerboden, so als ob nicht wäre und er für ewig da auch sitzen bleiben möchte.
Kein Anzeichen deutet darauf hin, das urplötzlich der Kiebitz in die Luft geht und blitzschnell von dannen fliegt. Auch als Fotograf lasse ich mich immer wieder in die Irre führen und verpasse den Moment des Abfluges auf das eine und andere Male.
Verwirren im Flug ist seine beste Disziplin
Im Flug die Weibchen auf sich aufmerksam machen und sie zu beeindrucken, hilft auch bei der Verfolgung durch einen Räuber. Der Flug geht eigentlich nie gerade aus. Wilde Haken, Pirouetten, dann wieder ein wilder Sturzflug bis knapp über dem Boden, um dann mit einem wilden Haken dem Verfolger mal die schwarze Flügeloberseite und dann gleichsam die weißen Unterseiten zu zeigen.
Was - Wie - Wo - Wohin ?
In der Kamera und der sehr langen Brennweite ist dieser Flug kaum zu verfolgen, andauernd entwischt der flinke Kiebitz wieder aus dem Bildfeld und muss wieder mühsam im Bildfeld eingefangen werden. Da kann ich mit lebhaft vorstellen, wie es einem Verfolger gehen wird. Ich würde irgendwann entnervt aufgeben und mir eine vermeintlich leichtere Beute suchen.
Der Kiebitz-Ruf dringt weit über die Mooslandschaft
Der Kiebitz ist als Vogel schon von weitem zu sehen und zu erkennen. Der flinke Wechsel der Flügelfarbe Schwarz nach Weiß ist unverkennbar, dies macht die Verfolgung für jeden Räuber der Lüfte schwierig und wirkt gleichzeitig ungemein imposant auf die Weibchen. Dazu gesellt sich der charakteristische Gesang der Kiebitze am Boden und in der Luft beim Fliegen.
Lange bevor man den Kiebitz sehen kann, hört man schon seinen charakteristischen Ruf in der weiten Mooslandschaft.
Jetzt ist es eine gute Idee, etwas inne zu halten und dem Balzspiel dieser wunderschönen Vögel etwas Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken.
Ein herrliches „Praxishandbuch Kiebitze schützen“ von NABU kostenlos erhältlich
Der Naturschutzbund NABU hat 2020 ein herrlichen kleines Praxishandbuch Kiebitze schützen veröffentlicht. Die Broschüre ist kostenlos uns absolut lesenswert. Daher erlaube ich mir, dies Broschüre auch zu verteilen. Das Original ist hier zum Download oder zur Bestellung bereit.
Das Büchlein wird bei NABU folgendermaßen beschrieben:
Die 44-seitige Broschüre „Kiebitze schützen – Ein Praxishandbuch“ wurde Ende November 2018 auf einer Veranstaltung in Berlin vorgestellt. Sie richtet sich gleichermaßen an Praktikerinnen und Praktiker aus den Bereichen Landwirtschaft und Naturschutz.
Neben einer Vorstellung des Kiebitzes und seiner Gefährdungssituation in Deutschland werden einleitend Überschneidungen im zeitlichen Ablauf des Brutgeschehens von Kiebitzen und der Bearbeitung landwirtschaftlicher Flächen dargestellt. Als Herzstück beschreibt die Broschüre sinnvolle Schutzmaßnahmen für Kiebitze getrennt nach Grünland, Ackerland und Schutzgebieten. Auch Maßnahmen zum Schutz von Brutplätzen vor Beutegreifern werden erläutert. Ein weiteres Thema sind Methoden zur Freilandarbeit an Kiebitzen im Rahmen von Schutzprojekten wie das Auffinden von Nestern. Abgerundet wird die Broschüre durch Hinweise zu Ansprechpartnern für den Kiebitzschutz, Quellen zum Weiterlesen und ein Glossar mit Fachbegriffen. Die Broschüre enthält neben vielen Farbfotos auch sieben neu angefertigte Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Jan Weinbecker.
Quelle: NABU