Dialog zwischen Naturschutz und BürgerInnen zum Maisacher Moos in Überacker

Über das Maisacher Moos wurde in den Anliegergemeinden und in der Öffentlichkeit intensiv über den richtigen Weg im Umgang mit dem Moos diskutiert, vor allem in den Gemeinden Maisach und Bergkirchen, auf deren Gemeindegebiet dieses Niedermoor liegt.

In den letzten Monaten haben sich zum Maisacher Moos, bestehend aus dem Palsweiser Moos und dem Fußbergmoos in der Öffentlichkeit, bei den LandwirtInnen, den JägerInnen, den FreizeitnutzerInnen und den AnwohnerInnen, Widerstand zum Umwelt- und Naturschutz entwickelt. Das zentrale Thema darin ist der Umgang mit der potenziellen Wiedervernässung und dem Management des Grundwasser-Niveaus in der Niedermoorfläche. Dabei stehen auch gegensätzliche Erwartungen im Raum:

  • Von gar nichts machen und den Status Quo halten,
  • bis zur Anhebung des Grundwasserspiegels und damit einer Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen (insbesondere CO2 und deren Äquivalente) durch trocken gefallene Niedermoore.

Die Akteure im Umwelt- und Naturschutz stellen sich den Fragen und Forderungen der Betroffenen und Beteiligten und das ist gut so.

 

Einladung zur Informationsveranstaltung „Maisacher Moos“

BUND Naturschutz in Bayern e. V. – Kreisgruppe Dachau und Fürstenfeldbruck - 
haben alle BürgerInnen zu einer Informationsveranstaltung eingeladen

Wenn zu einem Thema verschiedene Interessen und Vorstellungen aufeinandertreffen, gründet dies in vielen Fällen auch auf Missverständnisse, unterschiedliche Interpretationen und generell auch einer falsch gelaufene Kommunikation.

Miteinander Reden ist angesagt und nicht nur übereinander diskutieren.
  • Warum wurde die Eiche gefällt? – Darum ging es in der Diskussion überhaupt nicht mehr.
  • Wie ist der aktuelle Stand im Maisacher Moos?
  • Was ist im Maisacher Moos geplant?
  • Werden die Belange der AnwohnerInnen berücksichtigt?
  • Wie geht die Landwirtschaft im Moos weiter?
  • Soll das Maisacher Moos zu einer großen Wasserfläche umgestaltet werden?

Um solche und andere Fragen zu diskutieren, haben VertreterInnen aus dem Umwelt- und Naturschutz in das Sportheim in Überacker zur InformationsveranstaltungMaisacher Moos“ geladen:

  • Elisabeth Göpfert, Projektleiterin Moorverbund Dachauer Moos und Freisinger Moos; BUND Naturschutz in Bayern e.V. – Kreisgruppe Dachau
  • Andreas Fuchs, Moorberater im Landratsamt Dachau und Landratsamt Fürstenfeldbruck
  • Fenja Thomas, Umweltingenieurin und Pilotstelle Moorbeauftragte im Wasserwirtschaftsamt München

Dieser Informationstermin hat einen sehr großen Zuspruch gefunden, die Sporthalle füllte sich immer weiter und weitere Tische und Stühle wurden aufgestellt. Die zum Anfang bestuhlten etwa 60 Plätze reichten bei Weitem nicht aus. Das ist ein sehr gutes Zeichen, dass viele Betroffene und Beteiligten sich so zahlreich und durchaus ausführlich diskutierend zusammengefunden haben. Bei vielen anderen Maßnahmen im öffentlichen Raum ist solch eine offene Informations- und Diskussionskultur nicht selbstverständlich.

Wie sich im Diskussionsverlauf auch zeigt, ist dieser Termin nicht unbedingt zu früh durchgeführt worden, die öffentliche Information hätte früher, umfassender und direkter sein müssen.

Im Kern hatte sich die öffentliche Diskussion um eine gefällte Eiche im Fußbergmoos entzündet, in der Diskussion am Informationstermin ging es um selbe eigentlich gar nicht mehr. Der Baum war die Spitze in der Wahrnehmung und die Thematik umfasst vielmehr die potenziellen Wiedervernässung als solches und als Ganzes.

Umso wichtiger ist solch ein Informationstermin und hoffentlich ist das im Maisacher Moos nicht der letzte und wird zur guten Praxis der Information und der Partizipation werden. Das ist eine Chance für alle Beteiligten und Betroffenen.

 

Elisabeth Göpfert, Projektleiterin Moorverbund Dachauer Moos und Freisinger Moos; BUND Naturschutz in Bayern e.V. – Kreisgruppe Dachau

Die Projektleiterin für den Moorverbund Dachau – Freising – Erding, Frau Elisabeth Göpfert, führt souverän, informativ und sehr kommunikativ durch den Informationsabend. Zur Eröffnung zeigt Elisabeth Göpfert eine Präsentation zum Niedermoor im Allgemeinen und zum Maisacher Moos im Speziellen. Der Moorschutz ist ein wichtiger Bestandteil des Klimaschutzes im Freistaat Bayern und Bestandteil der Kabinettsbeschlüsse. Die trockengelegten Niedermoore stoßen in Bayern einen Anteil an den Treibhausgasen (CO2 und andere) im Umfang von acht Prozent aus. Das ist viel und trägt deutlich zu einer Verschärfung der Klimasituation mit bei. Daher hat es sich die Bayerische Staatsregierung auch zur Aufgabe gesetzt, diese Belastung für das globale und das regionale Klima dort zu reduzieren, so die Möglichkeiten bestehen. Eine potenzielle Wiedervernässung von fünfzig Prozent der Fläche der trockenen Moose und Moore ist dabei angestrebt.

Der Torfkörper im Niedermoor und die typische Niedermoorvegetation sind weiterhin wichtig für den Wasserhaushalt im Moos. Ein funktionierendes Moos ist in der Lage

  • bei Starkregen als Retentionsraum zu dienen,
  • Moorboden kann Wassermengen besser speichern als jeder andere Bodentyp und ist so aufnahmefähig wie ein Schwamm,
  • Wasser kann innerhalb der Pflanzenmasse zusätzlich gespeichert werden.

Damit kann das Ansteigen der Pegel im Grundwasser und in den Bächen und Flüssen verzögert werden. Die Auswirkung von Hochwasser durch Überschwemmungen können so bereits reduziert werden, alle nachfolgenden Elemente des Hochwasserschutz-Systems werden entlastet.

Das Moor-Management betrifft viele AnwohnerInnen, EigentümerInnen, NutzerInnen und die Allgemeinheit.

Das im Moos gespeicherte Wasser kann vom Moos langsamer und über einen längeren Zeitraum an die Umgebung und letztlich an die nachfolgenden Bäche und Flüsse abgegeben werden. Dies vermindert die in den letzten Jahren sehr stark zu beobachtenden Niedrigwasser und Dürre-Erscheinungen in weiten Teilen von Bayern und der Bundesrepublik.

Schließlich ist das intakte und feuchte Moos ein Lebensraum für viele bedrohte und auf die Niedermoor-Landschaft angewiesenen Arten in Flora und Fauna. Die Landwirtschaft ist ebenso auf eine intakte Natur angewiesen, die Erhaltung und Förderung des Artenschutzes sollte uns allen am Herzen liegen.

 

Andreas Fuchs, Moorberater im Landratsamt Dachau und Landratsamt Fürstenfeldbruck

Ein Niedermoor ist ein Lebensraum, der immer wieder gepflegt werden muss, um nicht von einem erreichten Stand wieder auf natürliche Weise, wieder zu verwildern. Das mühsam erreichte wird dann wieder verschwinden. Für die Pflege der Landschaften auch und gerade im Moos ist die Zusammenarbeit mit den Landwirten unbedingt erforderlich. Die Moorberatung der beiden Landratsämter Dachau und Fürstenfeldbruck stellt die Freiwilligkeit aller Maßnahmen nochmals im Besonderen heraus. Es geht nur mit allen Beteiligten und Betroffenen, es wird nichts ohne die Öffentlichkeit umgesetzt oder entschieden.

 

Fenja Thomas, Umweltingenieurin und Pilotstelle Moorbeauftragte im Wasserwirtschaftsamt München

Die Umweltingenieurin aus dem Wasserwirtschaftsamt Fenja Thomas stellt die Rolle und die Aufgaben der Behörde in allem das Wasserrecht betreffenden Themenstellungen dar. Die Umsetzung von Maßnahmen ist die Aufgabe der Landratsämter in einer Zusammenarbeit mit beauftragten Ingenieurplanern und Umweltexperten hinsichtlich der Auswirkungen von Maßnahmen auf den Schutz aller Eigentümer. Das Wasserwirtschaftsamt hat die Aufgabe, Projektplanungen auf die Einhaltung aller gesetzlicher Auflagen und die Auswirkungen auf Anwohner und Betroffene zu überprüfen und letztlich zu genehmigen. Am Beispiel des nicht weit entfernten Ampermoos zeigt Frau Thomas die Vorgehensweise bei der Genehmigung der Sohlrampe in der Amper – die Planung und Genehmigung dauerte dazu dreizehn Jahre.

 

Diskussion im und mit dem Publikum

Mit dem Übergang von den Präsentationen in die Diskussionen zeigten die Anwesenden Ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Moos und ihre Wünsche und Anforderungen an die zuständigen Stellen in der Politik und der Verwaltung auf. Mit einem Termin kann das komplexe Thema auf keinen Fall gelöst sein, dazu wird es weitere Termine und eine andere Art der Öffentlichkeitsarbeit geben müssen. Die Anwohner, die Betroffenen und auch die Beteiligten haben einen Anspruch auf Information und auf eine Partizipation. Die meisten Anwesenden haben in ihrem eigenen Umfeld, über Jahrzehnte Erfahrungen und Erkenntnisse über den Wasserstand im Moos und das Verhalten bei Starkregen und Hochwasser gemacht. Dieses muss in alle Überlegungen mit einbezogen werden, um zu einer verträglichen Gesamtlösung kommen zu können.

Dazu war der Austausch im Sportheim ein sehr guter erster Schritt, diesem müssen nun auch konsequent weitere folgen. Im Laufe der Diskussion kamen auch Vertreter von:

  • IG Maisacher Moos,
  • BUND Naturschutz in Bayern e.V. – Kreisgruppe Dachau,
  • Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) e.V. – Kreisgruppe Dachau,
  • Gemeinde Maisach,
  • Gemeinde Bergkirchen,
  • Anwohner und
  • Grundbesitzer,
  • BürgerInnen

zu Wort.

Alle Redner an diesem Abend haben immer wieder herausgestellt – es geht nur miteinander – die landwirtschaftliche Nutzung und die Belange aus Natur- und Umweltschutz. Das miteinander Reden hat bereits einige Missverständnisse klären können und die berechtigten Einwände der anderen Seite verständlicher gemacht.

So muss der Prozess weiter gehen. Ich werde als interessierter Fotograf, die weiteren Diskussionen und Entscheidungen zum Maisacher Moos aufmerksam verfolgen. Für die Landwirte freue ich mich über eine Verständigung im Konsens mit einer tragfähigen Zukunft in der Erhaltung und Bewirtschaftung der Naturflächen in unserer Umgebung. Für die Entwicklung im Maisacher Moos als Natur- und Landschaftsraum hoffe ich alles Gute. Wir alle haben eine Aufgabe zur Erhaltung und Bewahrung der Schöpfung.

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