Mit einem ILFORD 400 durch die Künstlerkolonie Dachau

Zu manchen Foto Einsätzen kommt man ganz unverhofft, so auch an diesem Spätsommertag in Dachau. Foto Sessner bekam eine umfangreiche Spiegelreflex-Ausrüstung von einem Kunden gebraucht – zum Second Hand Verkauf.

Bevor die beiden Canon EF SLR mit Objektiven in den Verkauf gehen können, müssen sie getestet werden, ob die Kamers und Objektive noch funktionieren. So kam ich zu

  • zwei ILFORD 400 Schwarzweiß Filme,
  • zwei Canon EF Gehäuse,
  • ein FD f/1.5 50mm S.S.C.
  • ein FD f/4.0 200mm S.S.C.

Aber wie soll ich aus diesem technischen Fotoauftrag, zwei Kameras auf Funktionsfähigkeit zu testen, auch noch etwas schönes gestalten. Die Filme und die Entwicklung kosten in beiden Fällen genau gleich viel.

Ich hab da eine Idee ...     
                     ... lassen wir das Filmkorn auch mal wieder seine Berechtigung haben.

Künstlerkolonie in Dachau als Fotomotiv für die Schwarzweiß Filme

Die Malerkolonie entlang der Herrmann-Stockmann-Straße – früher ein Weg aus der Stadt hinaus in das von den Malern so geliebte Dachauer Moos. Ausgedehnte Streifzüge der Künstler durch das nahe Dachauer Moos um die vielen Motive zu suchen und als Bildimpressionen auf die Leinwand zu bringen. So ließen sich die nach Dachau kommenden Künstler auch bevorzugt in diesem Stadtteil nieder und errichteten sich passende Atelierhäuser – alle zu erkennen an den großen Fenstern gegen Norden, damit viel gedämpftes Licht in das Atelier fällt.

Das Spatzenschlössl wurde von Herrmann-Stockmann für Künstler als Wohnung und Atelier gebaut – so wird das schmucke Gebäude an der Münchenerstraße auch heute noch durch vier KünstlerInnen genutzt.

 

Details und möglichst viel Helligkeitskontraste – danach suche ich jetzt

Die schönen Künstlerhäuser sind meist von großen Gärten umgeben und so ergeben sich im Sommer schöne Fotomotive mit vielen Details und passenden Helligkeitskontrasten für das SW Bild.

In Farbe sehen einige Häuser nicht besonders spannend aus. Die Reduktion aus Schwarzweiß bringt die ursprüngliche Architektur für den Bildbetrachter besonders gut zu Gesicht.

Sich auf dem Land, vor den Toren der auch damals schon großen  Stadt München ein kleines Häuschen für die Familie und den Malbetrieb zu bauen ist schon ein verlockender Gedanke.

Die Künstlerkolonie besticht mit einfachen und klaren Formen und sehr angenehmen Proportionen der Häuser. So klein würde heute kaum noch jemand bauen – damals war das ein kleines Glück auf dem Lande.

 

So manches Haus ist ein ganz besonderes Schmuckstück geworden

Das Haus von Carl Thiemann lag zu meiner Kinderzeit auf meinem täglichen Schulweg und ist bestens bekannt. So gerne spaziere ich auch heute noch auf der Stockmann-Straße an diesem haus vorbei und mancher verstohlene Blick fällt von der Straße ganz ungewollt auf das Grundstück und das schöne kleine Häuschen.

An einem Sommertag unter den schattigen Bäumen zu sitzen und den eigenen Gedanken freien Lauf zu lassen – ach wie schön mag damals auch das Künstlerleben gewesen sein. Hier in Dachau am Rande des Dachauer Mooses.

 

Unscheinbare Architekturdetails von der Straße aus zu entdecken

Im Nachbargrundstück führt eine schmucke Holztüre ein paar Stufen in den schönen Garten hinaus. Auch in diesem Garten könnt ich es mir sehr schön und sehr angenehm vorstellen.

Einfach in der Form und zugleich sehr stilvoll im Design. Damals verstand man sich auf ein schönes Bauhandwerk, um mit geringem Aufwand schöne Architektur auch über hundert Jahre später zu hinterlassen.

 

SW-Film mit zwei Analog-Kameras – sind die auch für Alltagsszenen geeignet

Analogfotografie ist viel langsamer und konzentrierter als die Digitalfotografie wie wir sie jetzt kennen. Belichtung messen – manuell einstellen. Auf die Scharfstellung nicht vergessen und beim Auslösen ja ruhig halten. Da nimmt man sich unwillkürlich die Zeit das Motiv sorgfältig zu sehen und umzusetzen.

Schauen wir doch mal nach, ob sich diese in die Jahre gekommene Fotoausrüstung auch für schnellere Alltagsmotive noch eignet und wie das auf einem ILFORD 400 SW-Film aussieht. ich bin auf der Suche nach den typischen SW-Motiven. Klare Linien mit einem hohen Helligkeitskontrast – so wie auf diesem Bild oben. Das Holzgeländer wird zu einer hellen Linie reduziert und führt das Auge des Betrachters vom unteren Bildrand ins Bild hinein.

 

Alltagsmotive in Schwarz/Weiß auf Analogem Fotoprozess

Die SW-Negative sind anschließend digitalisiert worden und dabei natürlich etwas korrigiert und bearbeitet worden. So wie hier – vom hellen Sonnenlicht bis hinein in die tiefen Schatten am Mühlbach. SW-Fotografie lebt von den Helligkeitskontrasten, davon haben wir in diesem Motiv reichlich genug.

Am Amperwehr vorbeikommend fällt mir plötzlich dieses Bildmotiv ins Auge. In Farbe und Digital kenne ich auch dieses Motiv, nur ist es ewig weit von einem Motiv für mich entfernt. Jetzt, ohne die Farben, reduziert auf die Helligkeitskontraste wird aus der Fischtreppe ein grafischen Motiv mit tausenden Graustufen.

 

Doch noch etwas mehr Bewegung im Bild wäre ganz toll

Einmal mit 200 mm aus der Entfernung. Da ist die Scharfstellung und gleichzeitig die Belichtung im Griff zu behalten nicht so einfach. Über viele Jahre haben wir das ja geübt und dabei sind auch ganz hervorragende Bilder entstanden, die immerhin die Diashows einen ganzen Abend lang gefüllt hatten.

Selbst mit diesen hohen Gegenlicht Kontrasten ist das Bild ganz hervorragend geworden, das mit der alten Fototechnik, aber den über 15 Jahre eingeübten Abläufen in der analogen Fotografie. Zum Ende der zwei SW-Filme traue ich mich noch an ein besonders schwierigen Motiv heran. Bewegung mit ganz geringer Schärfentiefe einfangen. Da muss zum Zeitpunkt des Auslösens vieles passen. Eine zweite Chance hat man damals nicht gehabt, es musste erst wieder der Film transportiert und der Verschluss gespannt werden. Dann ist jedes bewegte Motiv bereits Vergangenheit.

Das 50mm 1.4 kam hier zum Einsatz. Die Schärfe passt und der Hintergrund verfließt schon herrlich weich in Unschärfe. So sollte es werden.

Die beiden Kameras und der alte Fotograf haben den Praxistest ganz gut bestanden. Es war auf jeden Fall eine Bereicherung in der fotografischen Arbeit mal wieder ganz Analog und ganz mit Graustufen unterwegs gewesen zu sein.