Im Böhmerwald und in Südböhmen verbreitete sich die Kultur vor allem entlang der Flüsse – die Moldau ist der große Fluss in Böhmen. Sie entspringt ganz im Süden, noch auf bayerischer Seite und führt in die Goldene Stadt Prag und über die Elbe im Norden hinaus zur Nordsee und den großen Handelszentren der Deutschen Hanse.
An der Grenze zu Österreich siedelten sich die Zisterzienser Mönche im Kloster Hohenfurth (Vyšší Brod) an der Moldau, in der Mitte des 13. Jahrhunderts, an. Die Zisterzienser Mönche gelten als die Experten für die Nutzung der Wasserkraft für die Belange des Wirtschaftens, der Kultur und die Handelsbeziehungen. Die Kloster fallen positiv auf, das Element Wasser ist in den Klosterbau integriert und so werden die Aufgaben des Klosters unterstützt. So auch in Vyšší Brod. Die Moldau, als der große Strom Böhmen, fließt unmittelbar vor dem Kloster vorbei. Hier war eine wichtige Furth durch die wilde und reißende Moldau, die Handels- und Salzwege aus dem im Süden gelegenen Österreich, führten hier vorbei, in Richtung auf Krumau, Budweis und Prag.
Alles Gründe genug, um im 13. Jahrhundert, hier für Schutz der Handelswege und zur Ausbreitung des christlichen Glaubens eine Ansiedelung mit einem Kloster zu errichten.
Vyšší Brod und die Moldau
Die wilde und ungestüme Moldau ist durch den Moldau Stausee reguliert und ihrer Kraft beraubt. Gleichzeitig werden die unterhalb liegenden Städte und Gemeinden vor Hochwasser geschützt. Solch einen Siedlungsplatz für ein Kloster wollten die Rosenberger wohlweißlich den Zisterziensern überlassen, kaum jemand kannte sich mit den praktischen Fragen des Wasserbaus und der Energienutzng aus dem Element Wasser so gut aus.
Besuchen wir das Kloster Vyšší Brod an der Moldau.
Unübersehbar ist die Verbindung aus dem Wasser der Moldau und dem Kloster. Heute sind die Ausflüge mit dem Boot oder Kanu auf der Moldau bis nach Budweis, im Sommer eine sehr beliebte Abenteuerreise in 7 Tagen und dabei kommen die Flusswanderer automatisch auf der Moldau, geradewegs auf das Kloster Vyšší Brod zu.
Das Kloster ist von der Moldau aus nicht zu übersehen, eine Dominante in der Landschaft, im geistlichen Leben und im Wirtschaften, hier im südlichsten Landstrich der Tschechischen Republik. Die gleichnamige Gemeinde Vyšší Brod ist die südlichste Gemeinde in Böhmen und der Tschechischen Republik.
Gotische Architektur auf Einfachheit und die Funktion reduziert
Der Abt Bernhard von Clairvaux hat die Zisterzienser aus einer Reformation des Benediktiner Ordens als einen eigenständigen Orden überführt. Die Klosteranlagen sind in der Tradition der Gotik errichtet, immer mit der Hinwendung zur Einfachheit in den Bauformen. Die Kirchen haben oft keine Kirchtürme, überbordender Schmuck fehlt, nichts soll von der Aufgabe der Liturgie ablenken und die Hinwendung zu Gott fördern.
In der Einfachheit der architektonischen Anlage der Klöster bestechen sie auch heute noch als kulturelles Zentrum in der jeweiligen Region. Dafür wurde viel mehr Wert auf die Funktionen gelegt und die Nutzung des Wassers in den Klosterbau integriert. Damit war die wichtige Versorgung mit Trinkwasser gesichert und die Kraft des Wassers konnte die Arbeiten im Kloster unterstützen. So hat Vyšší Brod auch heute noch die verfallenen Wirtschaftsgebäude einer Brauerei und eine Mühle – mit Kraft- und Arbeitsmaschinen und der Kraft der kleinen Moldau. Im Jahre 2020 waren noch 10 Klosterbrüden in Vyšší Brod tätig.
Einfachheit – Ja. Stattliche Erscheinung um dem Auftrag in der Region gerecht werden zu können – Ja.
Die Gebäude sind vielleicht zurückhaltender als anderswo. In mitten der damals menschenleeren Region an der Moldau, war das Kloster ein sicherer Ort, inmitten der gefährlichen Natur.
Die Basilika ist in den Grundriss den Konvents eingebettet – dies ist Funktionalität wie wir sie auch heute beschreiben würden. Die Kirchen haben keine besonders auffälligen Kirchtürme und der äußere Schmuck ist deutlich zurückgenommen. Wir werden dies auch noch im Kloster Goldenkron sehen können, ebenso ein Zisterzienser Kloster an der Moldau.
Das Kloster Vyšší Brod im Jahr 2023
Ich möchte schon bald wieder einmal in Vyšší Brod vorbei kommen und noch mehr vom Kloster sehen und erleben. Die schönen Eindrücke aus unserem Besuch im Jahr 2023 werden auch bei uns in Erinnerung bleiben.
Von Außen erscheint das Kloster mächtig und imposant. Da haben auch die Rosenberger als Gründer ein deutliches Zeichen in die Landschaft gesetzt, welches bis heute Bestand hat.
Der Zahn der Zeit nagt an an allem Äußeren und vertreibt den Glanz.
Und ruhig fließt die Moldau vorbei, auf die Goldene Stadt Prag zu
Das Kloster Vyšší Brod ist 800 Jahre alt und steht hier seit vielen Generationen. Ich war das erste Mal auf der Fahrradreise der Moldau entlang 1994 hier in Vyšší Brod, mehr dazu in meinem Multimedia-Vortrag Die Moldau. Seitdem sind gut 30 Jahre vergangen – und es steht immer noch hier. Die Zisterzienser Mönche legen neben den drei üblichen Ordensgelübde
- das der Ehelosigkeit,
- das der Armut und
- das des Gehorsams
ein viertes Gelübde ab:
- stabilitas loci
„Bei der Profess habe ich gelobt, dass ich an diesem Ort und mit dieser Gemeinschaft für Gottes Ehre und Ruhm arbeiten und hier auch sterben werde. Wegen dieses vierten Gelübdes werde ich an diesem konkreten Ort, in Hohenfurth, weiter Gott und den Brüdern dienen, deswegen hat es Sinn.“
Prior Justýn Berka
Quelle: https://deutsch.radio.cz/die-letzten-zisterzienser-boehmen-kloster-vyssi-brod-8703212
Im Tal unterhalb des Klosters wird die Moldau auch noch die nächsten 800 Jahre durch diese Landschaft fließen und die Entwicklung im Glauben, der Kunst, der Politik, und des menschlichen Zusammenlebens beobachten.