Das Olympiagelände München und die European Championship Munich2022

4700 SportlerInnen in 9 Sportarten in 12 Medaillendisziplinen tragen an einem Großraum zusammen die Europäischen Meisterschaften aus. Dieses neue Sportformat begeistert die ZuschauerInnen und konzentriert den Spitzensport in Europa medientechnisch und logistisch auf ein europäisches Großereignis. Das könnte kaum effizienter sein – zumindest wenn wir es mit vielen anderen Sport-Großereignissen vergleichen wollen.

Auf dem Olympiagelände waren seit 50 Jahren nicht mehr so viele verschiedene Sportarten zu einem Wettbewerb vertreten als heuer die European Championship Munich2022 – zum Jubiläum der XX. Olympischen Sommerspiele 1972 in München

 

Das Olympiagelände, der Olympiaturm und der BMW-Vierzylinder sind Wahrzeichen der Zeit

In München gibt es kaum eine klassischere Ansicht der Stadt, um mit einem Bild den Ort für viele Menschen schnell und eindeutig zu bebildern. Die Ära der Olympischen Sommerspiele haben mit der enormen Modernisierung der Stadt und des Umlandes viel zum heutigen Status der Beliebtheit in Deutschland und in vielen Ländern der Welt beigetragen.

Die Sportwettstätten sind weitgehend heute noch erhalten und werden noch genutzt, das Gesamtensemble steht unter UNESCO Weltkulturerbe-Schutz. So ist das 50-jährige Jubiläum keine Reminiszenz an alte Zeiten, sondern ein Zeitbogen aus über 50 Jahren in die Zukunft hinein, das von den Bürgern der Stadt, den Besuchern des Olympiageländes und den tausenden SportlerInnen die auf diesem Gelände über Generationen hinweg ihrer sportlichen Leidenschaft und den sportlichen Wettkampf weitergetragen haben.

 

Das Zeltdach des Olympiageländes ist ikonischer als alle olympischen Sportstätten überhaupt

Viele olympische Sportstätten sind weltweit bekannt geworden und waren Statements ihrer Zeit. Keine andere olympische Sportstätte hat die Verknüpfung zu den Olympischen Spielen und einer ganzen Zeit Epoche so nachhaltig geprägt als die Sportstätten in München. Die Projektträger hatten lediglich 6 Jahre Zeit zwischen der knappen Wahl und der Eröffnung der XX. Olympischen Sommerspiele im August 1972. In dieser knappen Zeit wurde sehr viel Neues geschaffen – nahezu alles was wir mit den XX. Olympischen Sommerspiele verbinden ist erst in dieser kurzen Zeitspanne entstanden und hat München als Millionenstadt mit Herz sehr stark entwickelt.

Das Olympiastadion mit dem ikonischen Zeltdach ist auch heute noch ohne direkten Vergleich in allen Olympiastadien weltweit. Heute wird wieder groß, massiv und sehr demonstartiv für eine Botschaft gebaut. 1972 war die Botschaft die Offenheit, die Friedfertigkeit, die Leichtigkeit, die Spiele der kurzen Wege, die Nachhaltigkeit gewesen – alles sehr demokratische Werte und München – ja Deutschland – hat diese Aufgabe mit Brillanz gelöst.

 

Eine Architektur die jeden fasziniert – eine Statik die als Utopie erschien

Das Unmögliche Möglich machen, dafür stand auch Deutschland in dieser Zeit. Das Engineering, die Pünktlichkeit, die Präzision in allem was die Deutschen anfassen. Das waren die XX. Olympischen Sommerspiele für die MünchnerInnen und für alle Besucher aus allen Teilen der Welt.

Die Olympiahalle besitzt ebenso die Zeltdach-Architektur wie das Olympiastadium, obwohl es eine geschlossene Mehrzweck-Halle ist. Hier wird das Zeltdach über eine zentrale Stehle und entsprechenden Abspannungen betragen, so dass sich unter dem Schutz dieses leicht wirkenden Zeltdaches, die tausenden Besucher zu den unterschiedlichsten sportlichen und kulturellen Veranstaltungen versammeln können.

Die Zeltdachkonstruktion mit den dünnen Seilkonstruktionen ist sehr materialeffizient und nutzt die physikalischen Eigenschaften der Materialen zum besten Grad aus. Aus den massiven Gewichten und Lasten scheinen federleichte Zeltstoffe, ein paar Zeltstangen und zeltschnüre zu werden. Das kennt man aus dem Camping Urlaub und alles Klar – das ist verstanden und das werden die Deutschen schon hinbekommen. Sie haben es hinbekommen und die Konstruktion steht heute nach 50 Jahren immer noch und wird in den selben Funktionen genutzt.

 

Hinter dem Zeltdach erheben sich die Unterkünfte der olympischen SportlerInnen

In direkten Verbindung zu dem ikonischen Zeltdach stehen etwas nördlich des Olympiageländes das Olympische Dorf. Der Baustil passt ebenso zu der Zeltdach-Konstruktion und ist ein Statement der späten 60er/frühen 70er Jahre. Der Brutalismus war ein damals vorherrschender Baustil in den öffentlichen und privaten Gebäuden der Zeit.

Brutalismus kennzeichnet dabei die rohe Verwendung der funktionalen Baustoffe in dem Gebäude – Beton wird als Sichtbeton ganz gezielt mit architektonischen Wirkungen eingesetzt. Die Konstruktion bleibt unverkleidet und ist so auch ein Kennzeichen von Transparenz und Offenheit als Gesamtprogramm. 

 

Flächen, Kurven und Linien – immer neue Motive und Perspektiven im olympischen Zeltdach

Das olympische Zeltdach ist eine eigene Motivwelt für die FotografIn. Jeder Standort ergibt tausende neue und immer spannende Perspektiven auf die Grundelemente dieser Architektur.

Flächen, das Zeltdach formt durch die Kombination aus den Tragseilen zum Abfangen der Lasten und Gewichte über die Stützen und Pylone und den Spannseilen zur Auflastung der Zeltkonstruktion mit der notwendigen Vorbelastung der Konstruktion und deren Abspannung in die verschiedenen Bodenanker. Zwischen diesen Seilkonstruktionen spannen sich die Zeltdach-Flächen als dreidimensional gekrümmte Flächen. Diese präsentieren sich der FotografIn in immer wieder unterschiedlichen Spiegelungen und Reflexionen des Sonnenlichts zu den unterschiedlichen Tageszeiten und Sonnenständen. Das olympische zeltdach ist immer wieder ein fotografischer Ausflug wert.

Kurven, die Randseile der einzelnen Zeltdach-Flächen begrenzen die Flächenelemente und nehmen die Spannung der Flächen auf und führt diese zu den Ankerpunkte und den Krafteinleitungspunkte weiter. Im fotografischen Bild ergeben sich interessante Kurven im Bild und führen den Blick der BetrachterIn durch das Bild.

Linien, zwischen den Kurven sind geradlinige Linien gespannt und nehmen die Lasten und Kräfte auf und führen diese auf kürzestem Weg zu den nächsten Krafteinleitungspunkten weiter. Diese Linien sind wie die Kette und der Schuss bei einem normalen Textilstoff.

 

Ausblicke öffnen neue Einblicke in das Gesamtensemble

Die theatralische Staffelung der verschiedenen sich immer wieder öffnenden Architekturelemente schaffen Blickachsen über die gesamte Anlage hinweg. Eine Kombination aus Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund wird schon im barocken Theater gezielt eingesetzt – die Erbauer des Olympiageländes nutzten einen vergleichbaren Effekt aus.

Der Olympiaturm wurde schon vor der eigentlichen Entscheidung 1966 für die XX. Olympischen Sommerspiele gebaut, zeigt sich hier in der Umrahmung von verschiedenen Zeltflächen vor dem typisch bayerischen Himmel in Weiß und Blau.