- Was zeigt das Titelbild?
- Ist das Titelbild eine normale Fotografie oder schon eine Nahaufnahme?
- Oder ist das eine viel größere Makroaufnahme oder schon etwa eine extreme Makroaufnahme – eine Microfotografie?
Wir besprechen die unterschiedlichen Abbildungsgrößen in der Natur- und Landschaftsfotografie und dann können Sie die Frage sich selbst beantworten. Los geht’s.
Natur- und Landschaftsfotografie ist mein fotografischer Schwerpunkt
Fotografisch beschäftige ich mich mit vielen Genres der Fotografie, mit durchaus unterschiedlicher Intensität. Mein Hauptthema ist die Natur- und Landschaftsfotografie, das zeigte sich auch in den letzten Monaten mit den Veröffentlichungen der neuen FOTO-Bildbände zum Dachauer Moos. Die Natur und die Landschaften zeigen sich in immer anderen Gesichtern und Bildmotiven. Immer neu und immer anders kann die fotografische Sicht auf das sein, was um uns herum ist.
Ein-Mal in der Natur gewesen zu sein, ist so viel wie kein-Mal in der Natur zu sein.

Eine Mikrofotografie Aufnahme zeigt die kleinen Details in den Farben, den Mustern und den Strukturen des Flügels und die äußerst kleinen, farbigen Schuppen auf dem Flügel eines Tagpfauenauges im Abbildungsmaßstab von etwa 5:1 (5x) im heimischen Makro-Studio. Der Schmetterling ist über Nacht gestorben, so konnte ich ihn fotografieren ohne dem lebenden Tier etwas antun zu müssen.
Makrofotografie als Erweiterung und Intensivierung des hinreichend bekannten Motivraumes
Je näher man als BetrachterIn oder als FotografIn an ein bestimmtes Bildmotiv herantritt, umso mehr eröffnen sich andere Bildmotive, und dies fördert auch andere Betrachtungsweisen bis in die Details der Natur- und Landschaftsräume hinein. Es treten viele Details in den Farben, den Formen und den Strukturen auf und eröffnen einen ganz neuen Kosmos des Entdeckens und des Erlebens.
Die Abbildungsmaßstäbe bezeichnen wir auf zwei sinngleichen Schreibweisen β = Bildgröße : Gegenstandsgröße = B:G. Alternativ kann dieser Bruch aus ausdividiert werden und als Vergrößerungszahl angegeben werden.
Beispiel: Gegenstandsgröße des Objektes sei 10 mm, die Bildgröße auf dem Sensor entspreche 1 mm. Dann ist der Abbildungsmaßstab 1 : 10, oder 0,1x.
Der Nahbereich in der Fotografie beginnt bei Abbildungsgrößen, die jenseits des Maßstabes von 1:10 (0,1x) sind: Das bedeutet, ein Motivdetail, welches in der Realität 10 mm an Ausdehnung hat, ist in der fotografischen Abbildung auf dem Bildsensor oder dem Filmmaterial lediglich einen Millimeter groß – eben 1:10 (0,1x) verkleinert.
- Davor, z. B. bei einem Abbildungsmaßstab von 1:50 (0,02x), ist die normale fotografische Abbildung im Fernbereich angesiedelt.
- Dahinter, z. B. bei einem Abbildungsmaßstab von 1:5 (0,2x), beginnt der fotografische Nahbereich.

Eine verlorene Feder einer Graugans liegt am Boden und dient fortan für meine Mikrofotografie Studien als Aufnahmeobjekt im Abbildungsmaßstab von etwa 6:1 (6x). Es eröffnen sich viele noch kaum gesehenen Details einer so gewöhnlichen Vogelfeder, mit den Strukturen, in welchen sich die einzelnen Elemente einer einzelnen Feder ineinander verhaken, um eine glatte Oberfläche zu ergeben.
Für einen größeren Abbildungsmaßstab müssen die Kamera und der Sensor entsprechend näher an das Objekt heranrücken. Bei vielen Objektiven endet die nutzbare Naheinstellgrenze bei Abbildungsmaßstäben von etwa 1:10 (0,1x).
Schon in den 1980er Jahren, gehörte zu meiner (analogen) Fotoausrüstung ein Makroobjektiv.
Geht man mit speziellen Objektiven noch näher an das Objekt heran, rückt die lebensgroße Abbildung im Maßstab 1:1 (1x) immer näher. Mit diesem Abbildungsmaßstab (1:2 – 1:1) (0,5x – 1x) beginnt die faszinierende Welt der Makrofotografie mit einer ganz andersartigen Sicht auf die Natur und die uns umgebende Welt in den kleinen und so meist verborgenen Details.
Irgendwann ist das Interesse da, wie unsere Welt in den noch kleineren Details aussieht.
Mein Zugang dazu wurde auch ganz besonders durch mein allererstes Kamerasystem von OLYMPUS, mit der OLYMPUS OM-4 und OM-4TI, geweckt. So war OLYMPUS mit seiner langen Tradition in der Mikroskopie ein prädestinierter Hersteller von Systemen in beiden Welten:
Die Mikroskopie und die Fotografie.

Mit einem Abbildungsmaßstab von 10:1 (10x) lösen sich aus dem herrlichen Flügel des Tagpfauenauges die tausenden kleinen Schuppenplättchen als einzeln wahrnehmbare Bildmotive heraus und werden sichtbar für die BetrachterIn.
Fürwahr, kaum ein anderes SLR-System war so leistungsfähig und vielseitig auf der Jagd nach Licht in den Abbildungsmaßstäben größer als 1:10 (0,1x).
Noch näher ran an das Motiv - die Mikrofotografie beginnt.
Beim Abbildungsmaßstab 1:1 (1x) ist die Welt aber noch nicht zu Ende, da kann es auch fotografisch noch mit speziellen und noch überschaubaren Techniken weitergehen, um die Welt in den kleinen Details immer weiter fotografisch zu erkunden.
Die analoge Welt der Mikroskopie mit der digitalen Fotografie neu kombiniert
Das Vorstoßen in die Welt der Mikroskopie und der Abbildungsmaßstäbe größer als 1:1 (1x) ist in der digitalen Welt gar nicht mehr so einfach. Jenseits des Abbildungsmaßstabes von 1:1 (1x) beginnt die fotografische Vergrößerung der kleinsten Details in der Abbildung. Vom Abbildungsmaßstab von 1:1 (1x; lebensgroß) wird das Bild auf dem Sensor oder dem Film immer größer dargestellt und wird dann überlebensgroß fotografisch abgebildet. Ein Abbildungsmaßstab von 2:1 (2x) ist schon doppelt so groß als das Ausgangsmotiv. Die Mikrofotografie reicht dann bis hin zu Abbildungsmaßstäben von 10:1 (10x) und 15:1 (15x). Diese Vergrößerungen sind nicht zu verwechseln mit einer Abbildung von 1:10 (0,1x) oder 1:15 (0,07x) im Fernbereich.

Durchlicht durch ein Blütenblatt der Sibirischen Schwertlilie aus meinem Garten im Abbildungsmaßstab von etwa 6:1 (6x). Die einzelnen Zellen des Blattes sind bereits gut zu erkennen.
Die weltweiten Märkte in der Fotografie sind durch die letzten Krisen immer weiter geschrumpft und der Markt für die Mikrofotografie ist daher weltweit nur noch ein Nischenmarkt für ganz wenige Spezialisten und Enthusiasten. Das bringt keine großen Stückzahlen mehr und das Sortiment wird an anderen Stellen ausgebaut, eben nicht mehr in der Suche nach den kleinsten Strukturen.
Mit dem Canon-EOS-EF-System nutze ich eine leistungsfähige und vielfältige Systembasis.
Mit meinen noch vorhandenen Ausrüstungsteilen des analogen OLYMPUS-OM-Systems habe ich die wohl leistungsfähigste Mikrofotografie-Basis bereit und in Teilen noch zu Hause. Was lag da näher, als diese beiden Systeme in einer geschickten Art und Weise zu kombinieren und so gegenseitig zu erweitern und auszubauen? Das habe ich auch gemacht und bestaune nun die ersten Ergebnisse.

Details der Mikrofotografie im Blütenkelch einer Blüte der Sibirischen Schwertlilie mit den Staubblättern oder Staubfäden mit dem Blütenstaub im Abbildungsmaßstab von etwa 6:1 (6x) in meinem heimischen Garten.
Die Kombination aus Canon EOS-EF und OLYMPUS OM-System hat ganz hervorragend geklappt, ich bin begeistert. In der Mikrofotografie besteht die Fotografie in vielen Elementen aus manuellen Einstellungen, da die Automatiken bei diesen besonderen Anforderungen nur noch mit starken Einschränkungen funktionieren. Das ist nicht weiter schlimm, das ermöglicht ja gerade eine Kombination von fotografischen Systemen, die nie für eine Zusammenarbeit gedacht waren.
In der Mikrofotografie ist so manches fotografisch ganz anders
Die Fotografie unterliegt den gleichen Regeln und Gesetzmäßigkeiten der technischen Optik als im Fernbereich, die Auswirkungen und Konsequenzen sind jedoch fotografisch bedeutend und können das Ergebnis auch sehr schnell aufwändig und schwierig machen.
- Schärfentiefe
Die optischen Abbildungsgesetze bedingen bei Abbildungsmaßstäben größer als 1:1, dass die verfügbare Schärfentiefe immer geringer wird. Der vordere Schärfepunkt und der hintere Schärfepunkt liegen dann unter einem Millimeter weit auseinander. Bei noch größeren Abbildungsmaßstäben ist die Schärfentiefe nur noch Bruchteile eines Millimeters groß. - Beugungsunschärfen
In diesen kleinen Dimensionen tritt ein optischer Effekt der Beugung immer mehr bildwirksam zu Tage, je stärker das Objektiv abgeblendet wird und je größer der Abbildungsmaßstab ist. Dann bringt ein weiteres Abblenden etwas mehr Schärfentiefe, wird aber durch die zunehmende Unschärfe durch die Beugung immer weniger ein nutzbares Bild. - effektive Blende
In der normalen Fotografie arbeiten die Fotografen mit Blenden zwischen 1:1,2 und 1:32. In der Microfotografie ist die effektive Blende durch den Abbildungsmaßstab und den zunehmenden Objektivauszug zusätzlich beeinflusst und liegt jenseits von 1:50 bis 1:200. Entsprechend wenig Licht kommt auf dem Sensor oder dem Film an. Die effektive Blende begrenzt das nutzbare Abblenden des Objektivs in extremen Abbildungsmaßstäben. Die hohe effektive Blendenzahl führt auch zu einer sehr sichtbaren Abbildung von allem Staub auf dem Bildsensor im späteren Bild. Da hilft nur, mit äußerster Sauberkeit in der Mikrofotografie vorzugehen. - ganz wenig Licht
Die kleinen effektiven Blenden bedingen ganz wenig nutzbares Licht in der fotografischen Belichtung, entsprechend lang sind die Belichtungszeiten. Damit ist eine Abbildung ohne Verwackelungsunschärfen immer schwieriger zu erreichen, denn bereits kleinste Erschütterungen im Boden werden entsprechend optisch vergrößert bildwirksam. Ein Ausweg ist die Verwendung von Blitzlicht mit entsprechend kurzen Blitzzeiten. - Arbeitsabstände
Die verfügbaren Arbeitsabstände zwischen dem Objekt und dem Objektiv ist sehr gering, meist nur 30-40 mm. Manchmal zu wenig und das benötigte Licht in einer passenden Form an dem Objektiv vorbei auf das Objekt zu leiten. Da sind im Makro- und speziell im Mikrobereich spezielle Beleuchtungstechniken mit einer speziellen Ausrüstung sinnvoll. - Präzises und sorgfältiges Arbeiten
Schnell und mal so funktioniert in der Mikrofotografie eigentlich gar nicht. Viel Geduld und ein wohlüberlegtes Vorgehen sind angesagt, damit das Bildergebnis den Wünschen auch entsprechen kann.