Workshop: Architektur & Technik – Barocke Klosterkirche

Während der 25. Naturfototage Fürstenfeldbruck steht ein sehr umfangreiches Angebot an Workshops und Seminaren aller Art auf dem Veranstaltungsprogramm. Das Workshop Programm beginnt nicht ohne Grund mit unserem Thema „Architektur & Technik“.

Vielleicht, weil es im Alphabet ganz vorne steht?
Gut ausgedenkt!

 

„Architektur und Technik“ bei den Naturfototagen – wie passt das zusammen?

In vielen Regionen ist nichts als die Natur und die Landschaften zu sehen und zu finden. In unseren Regionen ist die Naturlandschaft sehr eng und vor allem auch historisch mit der Kulturlandschaft auf das Engste verbunden. Eine fotografische Geschichte der Landschaft zu erzählen, ohne auch auf die Kultur von Menschen Hand einzugehen ist und bleibt unvollständig und verfälscht auch die Geschichte der Region.

Der waagrechte Blick in die barocke Klosterkirche Fürstenfeld – herrlich. Das Bild ist aber nur bedingt beeindruckend und verdient noch keinen „Like„.

In meinen Workshops bei den Naturfototagen stelle ich allen TeilnehmerInnen eine fotografische Aufgabenstellung zur fotografischen Umsetzung:

"Fotografieren Sie eine eigene Geschichte als "Diashow" oder als Buchbeitrag über die Region 
oder die Landschaft. So z.B. ein Portrait der hier fließenden Amper, als bedeutender Fluss
in der Natur- und Kulturlandschaft. Dann kommen Sie unweigerlich nach Fürstenfeldbruck und 
dem Kloster Fürstenfeld. 
Binden Sie mit jeweils einer überschaubaren Anzahl an Motiven diese Orte in Ihre Story mit ein."

Mit den FotografInnen erarbeiten wir die fotografischen Motive und deren Umsetzung in einer zusammenhängenden Geschichte.

 

Portrait einer barocken Klosteranlage/Kirche in 5-6 Bildern erzählen

Wenn ich eine Fotogruppe mit modernen Digitalkameras ausgestattet auf solch ein Motiv loslasse, komme jede TeilnehmerIn mit gefühlt 200 Motiven in die Bildbesprechung zurück. Das ist nicht das Ziel heute. Wir wollen den Fluss Amper portraitieren, da hat das Kapitel Fürstenfeldbruck keine 200 Bilder, die Klosterkirche noch mal weniger (egal wie schön sie ist). Die Fotografin muss die Themen des gesamten Projektes ausgewogen orchestrieren.

Fotografieren Sie mir ein möglichst beeindruckendes Portrait der Klosteranlage und der Klosterkirche in 5-10 Bildern, mehr nicht.

Als Workshopleiter bringe ich hier das Tilt-Shift Objektiv mit 24mm zum Einsatz, die TeilnehmerInnen sollen ja auch an andere Fototechniken herangeführt werden und dies auf eigene Projekte übertragen können.

 

Die Klosterkirche von außen

Nehmen wir ein durchaus zufällig aufgegriffenes Bildmotiv, die Apsis der Klosterkirche als Motiv, an dem alle BesucherInnen auf diesem Gehweg auf das Gelände kommen werden. Sie gehen daran achtlos vorbei, weil die Umsetzung im Bild nicht besonders beeindruckend wirken wird.

Sehen wir doch einmal, was da geht.

So viel, dass ich der Kirchturmspitze zuliebe, noch ein paar schritte zurück gehen müsste. Auf dem Ausgangsbild ist aber noch eine jede Menge an Platz nach oben.

Wie das zusammenhängt und wie man damit umgeht - das erfahren die TeilnehmerInnen im Workshop.

So sehen es alle BesucherInnen in Fürstenfeld im Hochformat
(Zwischen zwei Regenschauern))

Es dominieren die stürzenden Linien im Bild. Eine barocke Architektur hat alles, aber nur keine stürzenden Linien. Das würde der himmlischen Ausrichtung auf Gott und dem jenseits widersprechen. Die Höhe der Apsis ist auch nicht wirklich beeindruckend.

So sehe ich das Motiv an gleicher Stelle mit dem Tilt-Shift mit 24mm (Freihand, ohne Stativ)

Ohne stürzende Linien, die barocken Geraden und senkrechten Linien bleiben so. Das Motiv wirkt deutlich höher und imposanter in der Wirkung auf die BetrachterInnen.

 

 

Der barocke Innenraum der Klosterkirche imposant im Bild umsetzen

Sie haben oben schon die ganz normale Ansicht mit waagrechter Kamera gesehen, das muss besser gehen.

  • viel zu viel Vordergrund
  • Vordergrund bringt keinen wesentlichen Bildbeitrag
  • außer für die Steinmetzinnung
  • von der Decke ist gar nichts sichtbar

Um mehr vom Mehr auf das Bild zu bekommen, kippen alle FotografInnen die Kamera nach oben, der Vordergrund verschwindet aus dem Bild und die Decke der Kirche wird sichtbar. Wunderbar, Foto gemacht.

Ich setze hier wieder das Tilt-Shift Objektiv mit 24mm ein. Vergleichen wir doch wieder den Einsatz des Objektivs im Querformat.

So sehen es alle BesucherInnen in der Klosterkirche Fürstenfeld im Querformat auf dem gerade gemachten Bild.

Es dominieren die stürzenden Linien im Bild. Die Wände drohen nach Innen einzustürzen und das ganze Kirchenschiff droht auch noch dazu nach Vorne umzufallen. Ohweh! Eine barocke Architektur hat alles, aber nur keine stürzenden Linien. Das würde der himmlischen Ausrichtung auf Gott und dem jenseits widersprechen. Die Höhe der Apsis ist auch nicht wirklich beeindruckend.

So sehe ich das Motiv an gleicher Stelle mit dem Tilt-Shift mit 24mm im Querformat (Freihand, ohne Stativ)

Ohne stürzende Linien, die barocken Geraden und senkrechten Linien bleiben so. Das Motiv wirkt deutlich höher und imposanter in der Wirkung auf die BetrachterInnen. Vergleichen Sie doch selbst diese beiden Bilden am selben Standort, zur selben Zeit, im selben Licht fotografiert.

 

Diese Perspektivkorrektur kann doch auch in Lightroom gemacht werden – oder nicht?

Ja, schon.

Das ist das Ergebnis der Perspektivkorrektur in Lightroom mit Standardeinstellungen. Dem Bild fehlt unten die Breite und muss anschließend auf diese Breite beschnitten werden. Aus den 50 MP im Ausgangsbild bleiben nur noch 25 MB übrig.

 

Ein Gesamtbild des barocken Kirchenraums

Die luftige und imposante Architektur des gesamten Kirchenraumes lässt sich sehr schön als Deckenansicht des ganzen Kirchenraumes fotografisch einfangen. Die Kunststile der Gotik, der Renaissance und des Barocks haben ganz wunderbare Raumgestaltungen hervorgebracht.

Solche Bilder waren in den 70er und 80er Jahren schon mit analogen Kameras sehr beliebt. In der digitalen Fotografie ist diese Gestaltungsform kaum noch zu sehen, bietet diese doch jede Menge positive Überraschung bei der BetrachterInnen und damit eine deutlich intensivere Betrachtung – weit über die Zehntelsekunde einer normalen Bildbetrachtung hinaus.

Um gegenüber den Smartphones andere Bilder zu präsentieren müssen und können wir mit anderen Fototechniken auch anders fotografieren.

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