Aus einer Faschings-Szenerie in Freude, Spaß und schrillen Farben, eine zurückhaltende analoge Schwarz-Weiß-Reportage gestaltet

Kreativität in der Fotografie schafft oft neue fotografische Ausdrucksmöglichkeiten und damit auch immer wieder ganz neue visuelle Ausdrucksformen, auch bekannte Bildmotive in einer ganz neuen Ausdrucksform zu präsentieren. Es war Sonntagvormittag, Mitte Februar und das Wetter war für die Natur- und Landschaftsfotografie unspektakulär und eher trüb, mit einem gleichmäßig bedeckten Himmel in einem einheitlich milchig weißen Hintergrundmuster.

"Aber heute ist doch Faschingssonntag!"
"Da ist doch immer der große Faschingszug am Kloster Indersdorf im Dachauer Land!"

Die Fotoidee für heute Nachmittag entwickelt sich vor meinem fotografischen Auge langsam und immer konkreter. Der Faschingszug ist ein wildes Durcheinander aus tausenden Formen und Farben, meist etwas schrill und möglichst auffallend.

... und es scheint so, als ob es jeden Moment zum Schneien beginnen könnte!"

Ich hatte richtig Lust darauf, den Faschingszug einmal ganz anders zu fotografieren als in den letzten Jahrzehnten.

Ich nehme meine analoge Canon EOS 3 und zwei Rollen Ilford DELTA 100 Schwarzweiß-Film mit Empfindlichkeit 100 ASA. Den Rest macht der diffuse Himmel, die Landschaft und die tausenden Akteure, die sich zum längsten Faschingszug aufstellen, schon ganz von alleine.

Folgen wir den lustig gekleideten Burschen und Mädels aus Indersdorf und dem ganzen Dachauer Land zum Aufstellplatz bei dem einsetzenden Schneefall.

 

Im Fasching gibt es keine Klischees, nur ein stimmiges Outfit

Vor dem Kloster Indersdorf sieht alles noch ganz harmlos aus, und die TeilnehmerInnen können gar nicht verstehen, warum ich bei jedem Motiv nicht gleich viel mehr Fotos mache.

Es ist halt analoge Fotografie und da kostet jedes einzelne Bild etwas!

In der schwarzweiß-Fotografie gilt es in den Bildern den ganzen Tonwertumfang von reinem Weiß bis zum tiefen Schwarz in jedem einzelnen Bild einzufangen. Das ist niemals so einfach als im Fasching mit den farblich schrillen Verkleidungen. Dass da Clown-Kostüme fotografisch genau richtig kommen, muss ich ja nicht verraten. Im Hintergrund habe ich ganz bewusst den Turm des Augustiner-Chorherren-Museums positioniert.

 

Ein erstes Bildmotiv bestimmt die weitere fotografische Idee des Tages

Noch oben am alten Friedhof ergibt sich ganz plötzlich diese ganz herrliche Szenerie mit den vier sympathischen Frauen in ihrer zusammenpassender Kleidung. Der freundliche Gesichtsausdruck passt in die ganze Szenerie. An dem Foto ist von meiner Seite nichts gestellt und keine Regie-Anweisungen. Das Momentum des Augenblicks hat das Foto ermöglicht. Wie aufwändig mag nun das ganze Szenenbild gebaut worden sein. Da wäre zuerst die natürlich wirkende Landschaft mit der kleinen Waldkante im Hintergrund. Alles sehr schön mit Schnee bedeckt. Die Requisite hat dann über den ganzen Bildraum vor und hinter den vier Damen Schneeflocken herabfallen lassen. Manche Schneeflocken vor den Damen sind so nah an der Kamera, dass sie zu großen Lichtscheiben werden und das zarte Blitzlicht von meiner Kamera äußerst Bild-wirksam einbinden.

"Oder war es einfach ein sehr glücklicher Zufall und alles hat einfach zusammen gepasst!"

Mit diesem Bildmotiv stand die weitere Umsetzung an diesem Tag auch schon fest; obwohl das analoge Fotografie ist. Kein Monitor zur Bildbetrachtung. Alles geschieht in der Wahrnehmung des Fotografen!

 

Die Komposition mit den Schneeflocken hatte soeben schon einmal ganz toll funktioniert!

Dann können wir das ja auch noch einmal wiederholen. Die Landschaft im feinen Schneefall und genügend Kontrast im Hintergrund, sodass der Schnee auch sichtbar wird. Im Vordergrund blitze ich die Schneeflocken an und helle damit die Szenerie zusätzlich auf.

Jetzt brauche ich mir nur noch eine schöne Szenerie aussuchen und das Foto auch machen.

 

Ach wie schön, dass die Farben die Bildstimmung nicht zerstören

Solange der Vordergrund und der Hintergrund stimmen, kann ich mich ganz auf den Moment und den Ausdruck in den Gesichtern der FaschingsgängerInnen konzentrieren. In diesen Bildern würden die originalen Farben nur stören.

Eine kleine Szenerie mit Cowboys und Indianerinnen. Hier eine Gruppe Mädels mit drei zarten Rehlein im passenden Faschingskostüm in der Winterlandschaft.

Und hier drei Kinderüberraschungen vor einheitlich weißem Hintergrund in der winterlichen Landschaft des Glonn-Tals. Die kleinen, weißen Tupfen auf den Wangen der Mädels sind keine Schneeflocken, sondern ein perfektes Zusammenwirken zwischen der Schminke und der Winterlandschaft.

In dem ganzen Durcheinander im Faschingstreiben lässt es sich auch noch ein Portrait mit viel stimmungsvoller Umgebung aus der Gruppe fotografisch herauslösen.

Schon fast ein bisschen steif das Foto der Gruppe mit den drei Kinder-Überraschungs-Mädels.

Das geht auch gleich noch dynamischer und damit lebendiger im Ausdruck und der fotografischen Umsetzung.

 

Nah dran für ein stimmungsvolles Bild – oder die Landschaft mit ins Bild nehmen

Nah dran, da darf auch Schärfe und Unschärfe gegeneinander im Bild wirken. Die angeblitzten Schneeflocken werden immer größer und damit auch immer bestimmender im Bild – aber sie verbinden auch den Vordergrund, das Bildmotiv und den Hintergrund miteinander.

Oder darf es mehr Landschaft sein, die sich hier mehr als nur stimmig ins analoge Bild ohne Farben einfügt. Der Hintergrund verschwimmt durch den Schneefall immer mehr zu einem einheitlichen Vorhang auf dieser Theaterbühne, die Natur und Landschaft heißt.

Oder auch einmal ganz groß und nah heran im Foto

So viel Mühe und Aufwand haben sich die Akteure in den verschiedenen und abwechslungsreichen Faschingsgruppen gemacht. Das darf auch einmal im Bild eingefangen und gewürdigt werden.

Zwei nette und sympathische Mädels mit ihrer aufwändigen Kostümierung und Schminke im Gesicht.

 

Die Augen überall haben – um die schönsten Szenerien kommen sehen

Als Reportage-Fotograf muss man seine Augen einfach überall haben. Andauernd entwickelt sich etwas Neues und bringt fotografisch wieder ganz andere Überraschungen. Auf der Landstraße ist eine kleine Lücke zwischen den Faschingsgruppen und so sehe ich die drei Frauen in ihren ausdrucksstarken Kostümen, gegen den Schneewind von rechts ankämpfend. Hier passt das schwarzweiß-Bild ebenso perfekt, nicht lenkt von dem zentralen Bildmotiv ab.

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