Viele BesucherInnen kamen in den Dachauer Wasserturm und besuchten unsere Fest- und Foto-Ausstellung zu
„50 Jahre Natur- und Moos-Schutz im Dachauer Moos“.
Ich bin als Fotograf noch die Auflösung des Bildmotives schuldig
Das Titelmotiv der Gesamtausstellung habe ich als Fotograf ganz gezielt ausgesucht.
- Auf der Einladungskarte.
- Auf den Plakaten.
- Auf der Broschüre.
- In der Ausstellung
In den Führungen durch die Ausstellung fragte ich die BesucherInnen, was das denn sein könnte?
Bislang konnten nur zwei BesucherInnen die richtige Lösung mir nennen, ein junger Bursch und ein Naturfotograf. Alleine die Beschäftigung mit dem Bild und der Versuch der Auflösung des Bildmotives bringt der BetrachterIn neue Erkenntnisse.
- Was ist es nicht!
Beginnen wir mit dem negativen Ausschluss, was es eben nicht ist.- Es ist kein Wassertropfen.
- Es ist kein Auge.
- Es ist keine Aufnahme aus dem Weltall.
- Was ist es denn dann!
Eigentlich ganz einfach, nur sehen muss man es.
Die Auflösung des Bildmotives
- Das Bildmotiv spielt in der Niedermoor-Landschaft des Palsweiser Mooses.
- Wir sehen einen flachen Tümpel mit etwa 10 – 15 cm Tiefe.
- Wir blicken nahe senkrecht von oben auf die Oberfläche des Tümpels.
- Alles Wasser ist gefroren – wir blicken bei -10 °C Außentemperatur auf blankes Eis, also auch kein Wasser, sondern fester Aggregatszustand des Wassers.
Aus dem Moos steigen gasförmige Stoffe auf und sammelten sich zu einer großen Gasblase.
- Diese Gasblase steigt durch das Wasser auf.
- Beim Durchsteigen des Wassers gefror das Wasser und erfasste die Gasblase.
- Was wir sehen, ist das nicht Vorhandensein des Eises.
- Dadurch entsteht optisch eine Art von negativer Linse, diese umfasst die ganze Umgebung und bildet diese in der Phasengrenze zwischen Eis und Gas ab.
Die Gasblase könnte aus drei unterschiedlichen Gasen bestehen, oder aus einer Mischung daraus.
- Es könnte CO2 sein (Kohlenstoff-Dioxid) aus der Ausgasung von Kohlensäure aus dem im Wasser gelösten Kalk des Kalziumhydrogencarbonats – ähnlich wie beim öffnen einer Sprudelflasche CO2 entweicht.
- Es könnte O2 sein (Sauerstoff), aus der Assimilation durch Pflanzen und Bakterien des im Grundwasserstromes transportierten CO2 zu Zucker (Stärke) zum Aufbau von Pflanzenmassen. Dabei bleibt Sauerstoff und Wasser übrig.
- Es könnte Methan (CH4) sein, bei der biologischen an-aeroben Zersetzung mit Sauerstoff.
Im Hintergrund liegen zwei schräg im Bild verlaufenden hellen (gelben) Pflanzenreste.
- Das ist der Prozess im Moos – in der Dimension von Jahrtausenden. Der Torf wächst pro Jahr um einen Millimeter in die Höhe. Blatt um Blatt, Ast um Ast und Baum und Baum.
- Diese sind irgendwann in den Tümpel gefallen.
- Gerade so entstand das Moos und der Torf.
- Unter der Wasseroberfläche tritt kein Sauerstoff hinzu und die Pflanzenreste werden rein anaerob (unter Sauerstoff-Ausschluss) zersetzt.
- Ein Großteil der biologischen Pflanzenmasse bleibt so erhalten und bildete seit 12.000 Jahren die Torfschichten.
So konnte ich bei den Erläuterung des Titelbildes auch gleich den Moos-Entstehungsprozess gleich mit erläutern und umso mehr Verständnis über die Vorgänge und Mechanismen im Moos bewirken.
Daher gehört das Wasser so untrennbar zum Moos mit dazu.
Fotografisch war die Scharfstellung nicht ganz einfach.
- Die Schärfenebene verläuft nicht parallel zur Oberfläche, sondern schräg dazu.
- Im Bild ist eine kleines Tierchen auf der Oberfläche noch ganz scharf abgebildet.
- Dazu ist die Gasblase scharf abgebildet.
- Andere Tierchen auf der Oberfläche sind hingegen ganz unscharf.
Als Fotograf spiegele ich mich selbst in der großen Gasblase, diese sieht nämlich als optische Abbildung als Shärenkugel mit allem was oberhalb sich befindet – eben der Himmel und auch der Fotograf.