Die Natur- und LandschaftsfotografInnen in allen Ländern und Regionen haben im Spätherbst einen vorrangigen Fluchtpunkt – hinaus aus dem Alltag, dem Trubel und der Mühsal des täglichen Lebens:
Die Verwandlung der Natur-Landschaften im Oktober und November (auf der nördlichen Erdhalbkugel) in den Farbenrausch des Goldenen Herbstes.

Eine Szenerie, fast wie in Otto Erhardts Fabelgeschichte „Das sterbende Moor“. Eine kleine Holzbrücke führt als Jägersteig im Fußbergmoos durch die sumpfige Niedermoor-Landschaft.
Da fallen einem vor allem die bekanntesten Zielpunkte ein:
- „Indian Summer“ in den USA mit
- Alaska
- Kanada
- Neuenglandstaaten (Maine, New Hampshire, Vermont, Massachusetts, Rhode Island und Connecticut)
- „Goldener Herbst“ mit
- Alpenraum, Oberbayern, Tirol, Südtirol
- Mittelgebirge (Bayerischer Wald, Böhmerwald, Schwäbische Wald, Pfälzer Wald, Fichtelgebirge)
Dort treffen sich tausende BesucherInnen unterschiedlicher Interessen und so bleibt es nicht aus, dass dort die NaturbeobachterInnen sich gegenseitig am Parkplatz ausbremsen und zuparken. Überfüllung an den Zufahrtsstraßen, am Parkplatz und an den eigentlichen Attraktionen.
Goldener Herbst im Nieder- und Hochmoor
Vor zwanzig bis dreißig Jahren bin ich auch noch im Herbst, wie zu einem imaginären Fluchtpunkt im Karwendel – dem Großen Ahornboden fotografisch gepilgert. Jetzt fasziniert mich der Goldene Herbst viel mehr in der Nieder- und Hochmoor-Landschaft in der näheren Umgebung. Eine der typischen Bäume im Baumbewuchs in den Übergangsbereichen zwischen trocken und sumpfig ist die Birke – oder die Moorbirke. Und kaum ein anderer Laubbaum in unseren Breiten bietet im Goldenen Herbst ein so herrliches Bild mit den Farbkontrasten der goldgelb verfärbten kleinen Birkenblättern. Dazu gesellt sich das goldfarbene Pfeifengras. Manchmal mischen sich in diese Gräser auch Farbakzente von violett hinzu.

Die letzten Wochen war das Wetter eher sehr wechselhaft – zwischen regnerisch, trüb und nebelig. Für zwei Tage war es sonnig – im Wechsel mit leicht durchsetzten Wolken und dazwischen das ungetrübte Himmelsblau. Das ist perfekt für die Landschaftsfotografie und so musste auch ich hinaus in das Moos und meine Impressionen des Goldenen Herbstes einzufangen und für die interessierten LeserInnen aufzubereiten. Anfang November steht die Sonne ganztägig recht tief und so ergeben sich den ganzen Tag über, für den Goldenen Herbst, sehr gute fotografischen Voraussetzungen. Die Bilder zeigen dies sehr anschaulich.
Goldfarbige Blätter in der Mooslandschaft überall
Die Goldene Herbst hat seinen Höhepunkt schon fast überschritten. Außerhalb des Mooses haben die Bäume die Blätter schon weitgehend abgeworfen. Im Moos ist mehr Wasser im Boden und mehr Feuchtigkeit in der Luft vorhanden. Dies lässt die Farbwechsel und das Abwerfen der Blätter um einige Wochen später erfolgen.
Laubblätter in goldgelber Farbe haben heute im Fußbergmoos keine Mangelware. Fotografisch gilt es, dies in schönen Bildkompositionen zusammenzuführen.

Auf einem beliebten Video-Portal präsentieren die videografierenden LandschaftsfotografInnen meist einen Fotografier Stil mit Blende 16 oder Blende 22 als Maxime und fotografisches Gesetz für eine maximale Bildschärfe. Wenn das nicht ausreicht, kommt auch noch Fokus-Stacking zum Einsatz. Schärfe im Bild von ganz Vorne bis ganz Hinten. Mein Fotografier Stil unterscheidet sich doch weitgehend. Maximale Schärfenausdehnung ist kein Selbstzweck und eher ein Randthema.
Die Bildmotive werden gleich umgehend viel interessanter, wenn das Auge der BetrachterIn, im Bild wandern kann. Zwischen nah – ganz vorne, in der Mitte und ganz hinten im Bild ermöglicht uns die digitale Fotografie so umfassend viele feine Abstufungen, dass ein maximales Abblenden eine Verkennung dieser fotografischen Möglichkeiten ist. Das will ich besonders in diesen Bildserien zum Goldenen Herbst wieder einmal einsetzen.
Durch die Blätter auf den goldfarbenen Wald im Moos fotografiert
Zu keiner anderen Jahreszeit passt das fotografisch so stimmig als im Goldenen Herbst. Goldfarbene Birkenblätter im Vordergrund ermöglicht mit dem Einsatz einer langen Objektivbrennweite eine Sicht auf die vom Gegenlicht herrlich aufleuchtenden ebenso goldfarbenen Birkenblätter.

Die BetrachterIn nehme ich bei diesem Blick mit in die Niedermoor-Landschaft. Der fotografische Blick durch die Herbst-farbigen Birkenblätter gleicht fast wie der Blick durch einen Farbfilter in der Farbe Gold.
Eine Trennung der Ebenen durch Schärfe und Unschärfe im Bildmotiv
Die relative Weite in der Mooslandschaft ergibt bei der eingesetzten Brennweite von 500 mm eine starke Trennung der Bildebenen durch selektive Schärfe erzeugen. Im Vordergrund steht eine Birke mit herrlich im Gegenlicht durchleuchteten Birkenblättern in selektiver Schärfe für eine scharfe Erkennung dieses Bildmotivs. Etwa 100 Meter weiter im Hintergrund steht der Mischwald in der Niedermoor-Landschaft deutlich schwächer beleuchtet und vollständig außerhalb der Schärfenebene im unscharfen Teil des Bildmotivs.

Die WanderIn in dieser Niedermoor-Landschaft wird das Moos hier auch ebenso in den unterschiedlichen Schärfenebenen wahrnehmen. Ein Bild mit Schärfe von ganz vorne bis ganz hinten wirkt flach, uninteressant und wenig real.
In Ost-West-Richtung hat das Maisacher Moos hier die längste freie Blickachse
Das lässt sich fotografisch sehr gut anwenden. Zwischen der Birke im Vordergrund mit den tief herabhängenden Blättern und Ästen in der Schärfenebene des Bildes. Nach hinten weicht die Bildschärfe immer weiter zurück, bis die Birkenstämme nur noch schemenhaft in der Landschaft als eine Art Motivwiederholung.

So erzählt sich diese Natur-Landschaft aus dem Zusammenwirken der Kontraste zwischen hell – dunkel und scharf – unscharf. So hat das Auge der BetrachterIn genügend Raum und Möglichkeit, das Bildmotiv selbst zu erkunden und mit den eigenen Erfahrungen und Erinnerungen abgleichen zu können. Dann gibt das Bildmotiv nur noch Anregungen für die BetrachterIn und muss nicht mehr in der Schärfe Blende 22 alles und alle Details zeigen.
Die Farbe Gold in der Niedermoor-Landschaft
Die Farbe Gold in der Natur-Landschaft ist so spezifisch und gleichzeitig auch selten, dass es sich lohnt, dazu passende Bildmotive zu arrangieren. Die kleine Reihe Birkenbäume zeigt unterschiedliche Übergangszustände von Höhepunkt des Goldenen Herbstes und den Zuständen bereits nach dem Höhepunkt. Das zeigt den Herbst als die Jahreszeit des Höhepunktes und das vergehend der Natur in den vielen Details. Der Winter wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Im Vordergrund arrangierte ich eine Moos-typische Wasserfläche mit seichten Tümpeln, in welchen sich der blaue Himmel und die helle und dominante Belaubung der Birke widerspiegeln. Eine hübsche kleine Szenerie im Moos, die vor allem einer aufmerksamen BetrachterIn auffallen wird.
Im Gegenlicht der Herbstsonne schwirren Mücken genau in der schmalen Schärfenebene
Goldgelb – wohin das Auge auch blicken mag. In der schmalen Schärfenebene um die Birkenblätter, Zweige und Äste herum fängt die schwirrenden Mücken als helle Lichtpunkte in der Natur-Landschaft ein.

In solch einer lieblichen Natur-Landschaft möchte man doch seinen Nachmittag sehr gerne verbringen.
Ich auf jeden Fall schon. Und dass da eine Kamera mit dabei ist, schadet dem eigenen Erlebnis an diesem Nachmittag keineswegs.